30.11.09

rajasthan I - windpalast und wuestenschiff

namaste! wir sind auf unserer reise nun also in rajasthan, im westen des landes, angekommen. die provinz wurde nach der unabhaengigkeit aus zahlreichen kleinen und mittelgrossen fuerstentuemern gebildet und hat deswegen heute viele ehemalige "hauptstaedte", die ueber schicke altstaedte und pompoese palaeste oder festungen verfuegen. deswegen ist rajasthan auch der mit abstand am haeufigsten besuchte staat indiens.

eine dieser staedte, und auch die heutige hauptstadt des bundesstaates, ist jaipur, mittlerweile eine 2,5-mio-einwohner-metropole mit allen problemen, die hiesige staedte so haben. also laerm, dreck und chaos. hier kamen wir letzte woche montag zur besten mittagshitze mit dem nachtzug an. zum glueck sind wir wieder einmal der empfehlung unseres loose-reisefuehrers gefolgt und im gasthaus "devi niwas" eingekehrt. das liegt in einer ruhigeren seitenstrasse und verfuegt ueber einen schattigen, gemuetlichen hof und ne eigene kueche. wir hatten also eine oase inmitten der turbulenten millionenstadt. haveli nennt man sowas uebrigens.


wie so ein hotelzimmer aussieht. das hier fuer 6 euro die nacht.

am dienstag schlenderten wir durch die "rosarote stadt", die altstadt von jaipur. "alt" ist hier relativ: der ort wurde erst anfang des 18. jahrhunderts von jai singh als seine neue residenz gegruendet. da der raja nicht nur reich, sondern auch klug war, liess er neben einem dutzend palaesten auch ein grosses steinernes astro-observatorium errichten. und so stehen heute mitten in jaipur aus sandstein gehauene messinstrumente - das groesste ueber 20 meter hoch - mit denen man den stand verschiedener himmelskoerper, das aktuelle tierkreiszeichen, die genaue sonnenzeit und noch vieles mehr ermitteln kann. angeblich sollen sich sogar voraussagen ueber die dauer und staerke des monsuns ablesen lassen. die hochwissenschaftliche atmosphaere wird etwas getruebt durch die touristenhorden, die vor dem portal aus klimatisierten bussen gekippt werden.

steinernes observatorium.

ein weiteres "highlight" ist - wie uns vorher schon vielfach versichert wurde - der sogenannte "palast der winde" ein paar hundert meter weiter. dieser palast ist eigentlich mehr eine prachtvolle kulisse, denn das reich verzierte bauwerk ist zwar von der strasse aus beeindruckend, jedoch nicht breiter als vier meter. und so hatte es auch nur einen sinn - naemlich den einer tribuene fuer die damen des hofes, die bei den auf der prachtstrasse vorm tor vorbeiziehenden paraden nicht anwesend sein durften. also hockten sie hinter ihren fensterchen im windpalast, um ihren fuersten, seine krieger, elefanten usw. zu begutachten.

der palast der winde.

abends begaben wir uns in das "raj mandir", das groesste kino im ort. von aussen modern und durchaus annehmbar gestaltet, erschlug uns im riesigen foyer ein arrangement aus gigantischen marshmallow-saeulen, pastell-rosa waenden und vielen kleinen laempchen. der saal selber war ebenfalls grosszuegig gestaltet - platz fuer 1500 zuschauer - aber eben von der gesamtwirkung ungefaehr so wie eine rosagruene sahnetorte. inder scheinen sowas allerdings zu moegen. denn auch der film, der dann lief (den namen hab ich vergessen) war aehnlich kitschig. die idee zum kinobesuch hatte uebrigens peter aus niedersachsen, den wir in unserem gasthaus kennengelernt hatten. im film ging es um einen lustigen typen, der das schoenste maedchen im ort haben wollte, aber nicht durfte, und sie wollte auch, aber durfte auch nicht, und dann, als beide durften, wollten sie nicht mehr. am ende haben sie jedenfalls trotzdem geheiratet. oder so aehnlich - bollywood eben.

von dem "rosarot", dass anlaesslich eines koeniglich-englischen besuches in den 1870ern an die haueser gepinselt wurde, ist uebrigens kaum noch was zu sehen. aber jede rajasthanische stadt braucht halt ihre farbe, fuer die touris.

strassenszene mit kamel.

donnerstag abend verliessen wir jaipur und fuhren mit einem nachtzug voller soldaten und offiziere in richtung westen. als es freitag frueh hell wurde, war die landschaft bereits sandiger und die fahrgaeste weniger geworden. eigentlich nur noch soldaten und wir. ein soldat meinte, das sei kein wunder, schliesslich gaebe es da, wo der zug hinfaehrt, sowieso nur sand. und davon viel zu viel.

freitag mittag stiegen wir also in jaisalmer, einer kleinen wuestenstadt am ende der eisenbahn, aus. die soldaten hatten den zug bereits 50 km vorher an einem grossen militaerstuetzpunkt verlassen. entgegen aller vorsichtsregeln gingen wir auf das angebot eines "schleppers" im zug ein, sein "new guesthouse" doch einmal zu besuchen. das stellte sich als kein fehler heraus und so wohnen wir jetzt im "hotel bhawana" direkt im stadtzentrum, mit bad, ventilator und balkon fuer 3,50 euro die nacht. manchmal sollte man also den rat des reisefuehrers ignorieren.


jaisalmer hat etwa 70.000 einwohner und wird von seiner weithin sichtbaren sandsteinernen festung ueberragt. daher traegt es auch den beinamen "goldene stadt". das fort mit seinen 99 basteien und tuermen ist fast 850 jahre alt und ziemlich umfangreich. all das - die gemuetliche groesse, die lange geschichte, der wenige verkehr - geben jaisalmer das, was jaipur nicht hat. und deswegen bleiben wir gleich fuer eine woche hier.

ein stueck der festung von jaisalmer.

um den vielen gespraechsanbandelungen der strassenverkaeufer ("shopping is good for health") aus dem weg zu gehen, haben wir uns auch ein neues home country zugelegt, naemlich "poland". hat den vorteil, dass die inder nix ueber polen wissen, keine fussballer und auch keine automarken oder cousins haben, die dort studieren. wirkt allerdings nicht immer. ein besonders eifriger liess uns trotzdem wissen, dass seine besten freunde polen sind, aber leider in letzter zeit nur noch wenige kommen.


mir gehts gut - noch.


gestern begaben wir uns gemeinsam mit drei japanern und vier einheimischen wuestenbewohnern auf einen kamelausflug durch die wueste. dass muss man allein schon gemacht haben, weil das alle traveller hier machen. wir starteten am sonntag um 8 von jaisalmer und nach ein paar kilometern mit dem jeep warteten in einem kleinen wuestendorf insgesamt sechs kamele auf uns.


kameltreiber aus bautzen.

wir stiegen auf und ritten los. reiten ist vielleicht zuviel gesagt, eigentlich muss man sich nur festhalten. aber trotzdem. die dinger schaukeln manchmal ganz schoen, vor allem bergab. waehrend mein kamel ein ganz liebes, genuegsames war, stellte sich bald heraus, dass lenkas tier gerne eigene wege geht. zumindest ging es fast die ganze zeit vorneweg (bis es den weg nicht mehr wusste) und blieb danach bei jedem strauch stehen, um daran zu knabbern.


sorbische wuestenprinzessin.

nach 20 kilometern einoede, steinen, felsen, kieseln und sand, einem auf dem feuer gekochten mittagessen und einer laengeren trinkpause fuer die kamele erreichten wir gegen fuenf unser tagesziel - die sandduenen. waehrend unsere wuestenfuehrer (ich nenne sie ungern kameltreiber) im licht der untergehenden sonne das mitgebrachte huhn koepften und sich an die zubereitung des abendbrotes machten, rannten wir durch den sand.

duenen.

nach einbruch der dunkelheit wurde das lagerfeuer entzuendet und wir sassen zusammen noch eine weile drumherum. aufgrund der muedigkeit, schmerzender beine und mitgebrachter bhang-kekse* krochen wir schon bald in den schlafsack. nachdem der mond untergegangen war (muss wohl so um vier gewesen sein, ich war kurz wach), bot sich ein wahnsinniger sternenhimmel, den ich so noch nicht gesehen habe. ehrlich nicht. war ja auch ganz dunkel. lenka hat ihn verschlafen.


sonnenuntergang.

heute frueh um sechs wurden wir von einem kraeftigen schnurpsen geweckt - eines der kamele war wach geworden und machte sich am strauch neben unserem nachtlager zu schaffen. kurz danach war auch die sonne da und es gab fruehstueck - in der wueste gewoehnt man sich halt andere tagesrhythmen an. dann sind wir noch drei stunden geritten und nach dem mittagessen - dhal mit frisch gebackenem chapati (fladenbrot) holte uns der jeep wieder ab.

ne kamelsafari ist ne schoene erfahrung - schon mal wegen den tieren, die ziemlich lustig aussehen, aber viel pupsen - aber laenger als zwei tage, nein danke. wer den grund nicht kennt, muss vielleicht mal den flori fragen. es soll tatsaechlich auch zwei-wochen-trips geben, wobei wir nicht wissen, wie man das aushalten soll. egal - wueste fetzt.

gruesse nach hause und eine schoene woche!
l+j


*mit bhang hat es folgendes auf sich: wie wir schon wissen, werden die blueten der hanfpflanze als charas bezeichnet. das ist in indien illegal, ausser man ist ein sadhu und braucht es fuer sein spirituelles ueberleben. bhang dagegen bezeichnet eine mischung aus blaettern und blueten, die zwar auch ganz schoen reinhaut, aber erlaubt ist. und zwar, weil angeblich shiva bhang zu sich nimmt. oder genommen hat. und so gibt es bhang in staatlich geprueften shops zu kaufen. zum rauchen, in lassis oder eben in keksen.

9 Kommentare:

  1. Jippieh! Endlich gibt es wieder was zu lesen!! Bin schon ein wenig ungeduldig gewesen, und habe jeden Tag auf eure Seite geguckt! Eigentlich verrückt, dass man (oder ich) so wenig über Indien weiss. Oh, ich will auch, gerade jetzt wo es hier immer ungemütlicher wird!! Miki, wo fahren wir hin?
    Habe gerade gelesen, dass die Wörter: Shampoo, Bungalow, Dschungel und Kajal, wie auch Monsun aus dem Hindi(schen?)
    Grüßt mir die pupsenden Kamele! (Ich probiere mir gerade vorzustellen, wie es wäre, wenn ihr mir eins mitbringen würdet, und ich damit zur Uni reiten würde, am Schloss vorbei, und es dann am Neuen Palais anbinden würde- müsste ich dafür auch Strafe bezahlen?) Seid gedrückt!
    Anna.

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  2. Ihr Lieben, ich bin begeistert und die ganzen Vorurteile platzen wie Seifenblasen! Habt Dank fürs Teilhaben...M.

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  3. ...was längeres reiten angeht. da kann ich jedem nur einen tip wärmstens empfehlen: "lass die unterwäsche weg". das hat mir letztens zu ostern im wahrsten sinne des wortes den ARSCH gerettet ;-). problem ist nicht unbedingt das schaukeln des dich tragenden tieres, sondern viel mehr deine eigenen klamotten, die sich zusammenziehen und folglich reiben. dann hilft eigentlich nur noch Calendula(ringelblumensalbe)...aber naja.
    ich finde es toll eure geschichte so mit zu erleben!

    mit einem lachenden und weinenden auge habe ich letztens in der vorlesung die SMS der zentrale entgegen genommen...Benni, Helmar und ich werden uns bemühen....denken an dich


    over an out agent f. "secutritate"

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  4. die sms hats sogar bis nach indien geschafft. tja, jungs. ich bedauer jetzt schon, bei unserem schliesslich errungenen sieg nicht dabeisein zu koennen;)

    ringelblumensalbe ist gut, aber wir haben hier tiger balm, das hilft auch. und ja, es sind die klamotten.

    postrow, agent d.j.

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  5. oh ja, mir geht es wie Anna, ich war schon ganz ungeduldig, Neues von Euch zu erfahren. Und die Berichte lesen sich wirklich gut. Vielleicht wäre das auch eine Profess, sich das Geld mit Reisetagebüchern zu verdienen. Günter Kunert hat das ja mit Freude gemacht und es auf diesem Weg sogar geschafft, dem alten Land DDR phasenweise weltweit zu entfliehen. Ihr bräuchtet nur die Vorfinanzierung einer Reise und diesmal funktioniert das ja. Den Text in ein Buch zu packen und zu verkaufen, damit ihr dann wieder auf die Reise gehen könnt, ist sicher nicht mehr so schwer.
    Alles Gute für Euch und liebe Grüße und bald wieder neue Berichte (Bitte!) Mario

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  6. das ist doch sowieso einer meiner vielen plaene, mario. aber dafuer muesstes wahrscheinlich schon noch ein bisschen was exotischeres sein als indien. das land ist ja mittlerweile schon ziemlich plattgelatscht von travellerfuessen.

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  7. Halli Hallo von einer "Helden-Mutter" (Manu-Mama weiß was gemeint ist..)
    und Gratulation an Julian zum grandiosen Filmerfolg, der bereits bei der gestrigen Premiere im BZ Burgtheater unübersehbar war ;-)
    DER FILM IST SUUUUUPER !!!!!!
    Namaste an Euch
    --> Mari, die Fischerin

    Mofamari@web.de

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  8. Ach meine Lieben!!!
    ich finds super so viel von euch zu erfahren, obwohl ihr weit weit weg seid.

    julian wie läufts mit dem Film: "alles geht seines GANGES?"---zahlt bollywood viel?

    übrigens: bitte macht weiter so viele tolle fototos!

    hubka
    tronika

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  9. wie du siehst, bin ich immer noch bei der drehortsuche. aber ja, wir koennen uns ein luxorioeses leben leisten.

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