21.12.09

nach sueden, nach sueden!

blick vom marmorpalast auf die festung meherangarh

hallo! (man spricht hier kein hindi, aber wir kennen das kannada-wort fuer hallo nicht). um einen beitrag gegen die in europa offenbar umgehende schweinekaelte zu leisten, gibts heute mal wieder neues aus dem sonnigen sueden. da sind wir mittlerweile naemlich angekommen. aber von vorn:

unser aufenthalt in der blauen stadt jodhpur zog sich - aufgrund der gemuetlichen unterkunft und einiger anderer dinge - etwas laenger hin als gedacht, insgesamt blieben wir bis sonntag, den 13. da. die erwaehnte hochzeitsparty, eigentlich nur eine art vorfeier, musste ich alleine besuchen, da lenka lieber im bett bleiben wollte. jetzt wollt ihr bestimmt einen ausfuehrlichen, mit blumigen beschreibungen exotischer braeuche und kleidungsstuecke geschmueckten report lesen. pustekuchen.

auf dem basar

ich machte mich am donnerstag abend gegen acht mit nisha, unserer gastwirtin, ihrer tochter, einer finnin und einem franzosen sowie ein paar argentiniern in einer rikscha auf den weg zu einem ausladenden festgelaende am rande der stadt. dieses war aeusserst geschmacklos dekoriert, mit blinkendem und glitzerndem zeugs ueberall, aber dafuer gabs viel und gut zu essen. typisch indische scharfe und fettige speisen, frisch gepresste saefte, leckere suessspeisen. die meisten gaeste schienen auch nur deshalb gekommen zu sein, jedenfalls waren von den vielleicht 400 gaesten (!), die bei unserer ankunft da waren, eine stunde spaeter viele nicht mehr zu sehen.

auf der buehne waren derweile diverse tanz- und gesangseinlagen der cousins und cousinen des braeutigams zu aktueller filmmusik zu erleben. alles rund herum um das junge brautpaar, das auf einer art bunt geschmueckter hollywoodschaukel den ganzen abend herumsitzen musste. beide sahen nicht wirklich zufrieden aus, ausserdem habe ich nie beobachtet, dass sie sich angesehen oder miteinander gesprochen haetten. spaeter kamen die kumpels des braeutigams zu ihm hoch und er tanzte ausgelassen mit ihnen, waehrend seine braut etwas verloren auf ihrer schaukel sitzenblieb.

das brautpaar auf seiner schaukel

die indischen gaeste, allen voran die jungs zwischen 6 und 25, waren von dem ganzen eher langweiligen getue verstaendlicherweise nicht so angetan und beschaeftigten sich lieber mit den auslaendern, vor allem mit der grossen blonden finnin, die viele halb interessierte und halb aengstliche blicke erntete, und mit mir. irgendwie wollten die alle mit mir reden, oder mir was zu essen oder trinken bringen. ungefaehr fuenf mal wurde ich gefragt, ob ich meikeldscheksn kenne und ob er auch mein grosses idol ist. ein aelterer (so alt wie ich) lud mich zu nem "kaffee" ein und redete sich dann sein ganzes leid von der seele. dass er uns europaeer so um unser freies leben beneidet, dass er eine freundin (entfernte cousine) hat, die auch auf der hochzeit ist, die er aber unter den augen seiner familie nicht treffen darf, und so weiter. natuerlich wird er in ein paar jahren die frau heiraten, die sein vater fuer gut befindet (nicht die entfernte cousine, die er liebt). an dem punkt ist mir ehrlich gesagt die lust vergangen, euch ein buntes trallala vorzumalen. das gibts nicht. indische hochzeiten sind eigentlich tieftraurige angelegenheiten, keine feste. so.

coole kids und ich

weil es keinen ordentlichen bus in die berge nach ranakpur gab, dehnten wir unseren aufenthalt aus und kamen - nach dem besuch des marmorpalastes, durch dessen duenne waende an manchen stellen die sonne scheint, sowie des maharadscha-wohnsitzes (eines der groessten gebaeude indiens) - am sonnabend auch noch in den genuss der eigentlichen hochzeitsfeier. die war genauso, nur woanders. die konkrete vermaehlungszeremonie, bestehend aus sieben mal um einen stein laufen und ein paar priesterlichen segen, durften wir allerdings nicht miterleben. nicht, weil wir fremde sind, sondern weil die erst um etwa zwei uhr nachts stattfindet und dann keine rikschas mehr zurueck in die stadt fahren.

festwiese und buehne

sonntag abend stiegen wir in den nachtbus nach udaipur. an sich ganz gemuetlich, da es abgetrennte zweierkabinen zum liegen gibt; allerdings gestaltet sich das schlafen etwas schwierig, wenn man aller paar minuten nach oben springt, weil der bus durch ein schlagloch gefahren ist. am naechsten morgen erreichten wir udaipur.

stadtmusikanten

die stadt am pichola-see war fuer uns aufgrund ihrer lage inmitten gruener berge und am wasser eine angenehme abwechslung, ausserdem ist sie wirklich sauber (fuer indische verhaeltnisse). die fluesse aus den aravalli-bergen um udaipur wurden waehrend der letzten 300 jahre umgeleitet und speisen nun eine reihe von seen, die die landschaft bestimmen. ueber den picholasee selbst wird oft gesagt, er sei ausgetrocknet oder nur noch eine schlammige pfuetze; wir hatten allerdings glueck und konnten ihn mit dem tretboot (paddelboote gabs nicht) befahren.

stadtpalast am see in udaipur

inmitten des sees liegen zwei palastinseln, eine von ihnen beherbergt heute ein fuenf-sterne-hotel - natuerlich darf man da mit dem tretboot nicht anlegen. des abends werden auf nahezu allen dachterassen der stadt kostenlose vorstellungen vom james-bond-film "octopussy" (mit roger moore) gegeben, und zwar weil dieser hauptsaechlich in indien spielt (aber auch in ost-berlin und karl-marx-stadt) und udaipur einer der hauptdrehorte war. ein highlight ist die verfolgungsjagd auf motorrikschas durchs stadtzentrum; aber eigentlich lohnt sich der ganze film. und der taj mahal kommt auch vor.

trocknende fladen

in udaipur uebernachteten wir in einem sehr ruhig gelegenen guest house direkt hinter dem stadtpalast, das von einer blonden hollaenderin und ihrem indischen mann gefuehrt wird. hinten dran ist noch ein gemuetlicher garten, wir liessens uns also wie immer gut gehen. der stadtpalast selber war fuer uns - nach diversen festungen und schloessern in rajasthan - eher unspektakulaer, ausserdem schien jede schulklasse udaipurs gerade wandertag zu haben und diesen im palast zu verbringen. allerdings gabs schoene blicke ueber stadt und see, ein paar ventilatoren aus den dreissiger jahren in den maharana-gemaechern sowie viele langweilige bilder von der grossen udaipurer dynastie, die seit 1500 jahren ununterbrochen an der macht ist und damit die aelteste der welt sein duerfte.

an unserem letzten abend sassen wir noch ein bisschen mit francine (der hollaenderin), ihrem mann dinesh und dem anglo-inder peter auf der dachterasse am feuer. die gespraeche drehten sich um die steigenden preise in udaipur, das kastenwesen, bettler, sowie die seltsamen moralischen welten, in denen inder so leben. kurz gesagt: warum darf in einem bollywood-film nie, aber wirklich NIE ein kuss gezeigt werden, waehrend es fuer indische maenner normal ist, in gegenwart von frauen mitten auf die strasse zu pinkeln oder kacken? warum funktioniert die bahn so verdammt gut, ist aber muellabfuhr oder strassenreinigung ein ding der unmoeglichkeit? warum gibts so viele leute im westen, die ein land, in dem eines der archaischsten, ungerechtesten und daemlichsten gesellschaftssysteme (das kastenwesen) weiterhin existiert und deswegen millionen von leuten aufs betteln angewiesen sind, als paradies auf erden ansehen? undsoweiter. um halb zehn abends ging unser zug in richtung bombay (jetzt mumbai).

als es wieder hell wurde, fuhren wir durch eine gruene, duenn besiedelte kuestenlandschaft. gelegentlich mal eine bucht, ansonsten nur palmen, strohhuetten und reisfelder. irgendwann begannen die siedlungen zu wachsen; aus den stroh- wurden wellblechhuetten und aus den palmen hochhaeuser. wir stiegen in einem vorortbahnhof aus, da kein zug mehr ins zentrum reinfaehrt - die strecken sind einfach zu ueberlastet. also gings mit einem taxi in die innenstadt.

mumbaier original: die kerosin-kuh

in mumbai city angekommen, blieb nicht mehr viel zeit fuer einen stadtrundgang, allerdings fuer einen spaziergang auf der uferpromenade und ne leckere pizza. allerdings vermittelten uns die beiden taxifahrten (die zweite am naechsten morgen) einen guten eindruck ueber die schiere groesse dieser metropole am meer, die mit ihren 30 millionen einwohnern sogar fuer indien riesig ist. nichtsdestotrotz ist mumbai ganz offensichtlich schoener, gruener, irgendwie luftiger als delhi (zumindest die innenstadt), aber fuer unseren reisestil im moment schlicht viel zu teuer.

ausschnitt der zugreservierungsliste

dank der vor ein paar jahren fertiggestellten konkan railway reisten wir am sonnabend ziemlich schnell und sehr bequem weiter nach sueden. der service an bord (selbst in der 3. klasse schlafwagen, die wir ja nutzen) ist der hammer, nahezu minuetlich kommt ein bahnangestellter mit chai, kofi, scharfen und suessen snacks oder wasserflaschen vorbeigehastet. die strecke bahnt sich ihren weg durch konkan, ein spaerlich bewohntes, bergiges kuestenland mit vielen schoenen fluessen, in denen klares wasser fliesst - keine graue, stinkende bruehe wie andernorts.

pause aufm bahnsteig

eine uebernachtung in goa reichte voellig aus, wenn der zug eher angekommen waere, haetten wir auch die nicht noetig gehabt. so waren wir ein paar stunden in madgaon, goas zweitgroesster stadt, die zwar nicht sehr touristisch ist (wie auch, zehn kilometer vom strand entfernt), allerdings trotzdem ueber deutlich zu viele schlecht gekleidete, dicke, krebsrote westliche touristen verfuegt.

und am sonntag erreichten wir dann nach zwei tagen reise endlich den vorlaeufigen endpunkt unserer fahrt, das kleine oertchen gokarna am arabischen meer, ganz im norden des bundesstaates karnataka, dessen einzige amtssprache eben nicht hindi, sondern kannada ist (siehe oben). hier laesst sichs laenger aushalten, es gibt ein paar schoene sandstraende und nicht allzuviele traveller. die meisten weissen, die hier herumlaufen, tragen lange haare und baerte (maenner) oder lange haare und bunte, schlabbrige klamotten (frauen) - einige sehen so aus, als waeren sie hier seit zwanzig jahren. tatsaechlich ist es allerdings so, dass gokarna seit etwa zwei jahrzehnten zum ausweichparadies fuer genervte goa-besucher geworden ist und viele kurz vor weihnachten die straende im norden verlassen und hierher kommen. dazu kommt, dass das staedtchen ein wichtiger wallfahrtsort fuer hindus ist. trotz allem ists hier noch relativ gemuetlich.

sonnenuntergang am arabischen meer

so, wir verabschieden uns in den wohlverdienten weihnachts- und silvesterurlaub am arabischen meer, hoffen auf hoehere temperaturen zuhause und wuenschen euch allen frohe weihnachten und ein schoenes neues jahr - žohnowane hody a strowe nowe lěto!

9.12.09

rajasthan II - in die blaue stadt

namaste! unser weg durch rajasthan hat uns mittlerweile in die naechste travellermetropole, die naechste top-touri-destination gefuehrt, und zwar nach jodhpur, die "blaue stadt" am ostende der grossen wueste thar. aber der reihe nach.

letzten donnerstag dinnierten wir im (oder besser auf dem) besten haus am platz, womit nicht unbedingt die preis- oder geschmacksklasse, sondern vor allem die hervorragende lage gemeint ist. das "jaisal italy" befindet sich auf und in den breiten mauern am ersten tor der jaisalmerer festung und hat daher vor allem abends und nachts eine wunderbare kulisse fuer romantische kerzenlichtdinner. um das noch zu ueberbieten, nahmen wir am einzigen tisch hoch oben auf dem wehrturm des stadttores platz und speisten also wie die koenige.

romantik pur: kerzenlichtdinner in jaisalmer

leider stellte sich die kaesesauce im nachhinein als gemeingefaehrlich fuer meinen magen heraus und wir blieben infolgedessen noch zwei tage laenger in jaisalmer. keine details.

am sonnabend schoben wir als kleines alltagshighlight den besuch eines indischen postamtes ein und wurden als einzige kunden erst einmal auf einen chai eingeladen. "first we drink chai together, then we do your stamps". der chai war natuerlich kostenlos, die zehn postkarten - airmail nach deutschland - kosteten uns insgesamt zwei euro zehn. fazit: von indien lernen heisst siegen lernen.

blick vom "sunset point" ueber jaisalmer

am sonntag verliessen wir jaisalmer mit einem bus einer privaten gesellschaft. die sind viel bequemer als die staatlichen (zum beispiel verfuegen sie ueber eine federung und polstersitze) und kosten auch nicht mehr. am fenster zogen fuenf stunden lang abwechselnd kleine doerfer, sandduenen und trockenes buschland vorueber.

in jodhpur erwartete uns bereits die rikscha vom guest house "heaven" (yer, we stay in heaven!), das seinem namen wirklich alle ehre macht und einfach nur als die freundlichste, gemuetlichste, beste unterkunft bezeichnet werden kann, die wir bisher hatten. betrieben wird es von einer jain-familie, die alles tut, um dem gast einen schoenen aufenthalt zu bereiten, und das fuer fuenf euro pro nacht. was fuer fragen auch immer man hat, es wird einem geholfen; auf dem dach gibts ein kleines restaurant mit blick auf die gigantische festung und fuer morgen wurden wir zu einer hochzeit eingeladen. das wird lustig.

die jains sind uebrigens eine glaubensgemeinschaft, die gewalt voellig ablehnt. ihre priester tragen fuer gewoehnlich gesichtsmasken, um das einatmen von kleinen insekten zu verhindern. manche laufen sogar mit kleinen besen durch die stadt, um ihren weg von kleinen tieren zu saeubern und diese damit vor dem tod zu bewahren. ihr beruehmtester vertreter ist gandhi hoechstpersoenlich.

aussicht von unserer dachterasse

am montag schlaengelten wir uns durch die engen gassen der blauen stadt, die ihren namen von der blauen farbe ihrer haeuser hat. indigo ist naemlich gut gegen termiten. ein steiler fussweg fuehrte uns zum haupttor der gewaltigen festung von jodhpur, meherangarh, die aehnlich der potala in lhasa wie ein riesiges schiff auf einem steilen bergkamm ueber der stadt thront und auch gut in mittelerde stehen koennte.

die blaue stadt

die festung zeugt mit ihrer wucht und der reichen innenausstattung ziemlich gut von der vergangenen macht der hiesigen maharajas, die bis 1949 herrschten. der maharaja von jodhpur ist immer noch ein reicher mann, und dazu noch ein kluger. in den siebzigern gruendete er eine denkmalschutz-stiftung, die sich heute um meherangarh und zahlreiche andere palaeste und festungen in der umgebung kuemmert. so ist die jodhpurer festung auch die einzige mit einem wirklich vorbildlichen audio-guide fuer besucher (sogar auf deutsch) und alles in allem sehr gut erhalten.

impressionen aus der festung und ihren palaesten

von den hohen mauern des forts bietet sich ein blick ueber die gesamte metropole - jodhpur hat mehr als eine million einwohner - bis zu den umgebenden bergen.

am gestrigen dienstag statteten wir dem hiesigen basar einen besuch ab, auf dem es von gewuerzen, fruechten und gemuese ueber toepfe, pfannen, barbiepuppen und handys bis hin zu ashish und charas eigentlich alles zu kaufen gibt, was man braucht oder auch nicht. ausserdem kamen wir in den genuss eines sehr leckeren papaya-apfel-banane-rosenblueten-milchshakes, der gute chancen hat, das bisher leckerste erzeugnis indischer saftlaeden zu sein. lag vielleicht an den rosenblueten, von denen ich bis jetzt noch nicht wusste, dass sie ueberhaupt essbar sind.

derweile ich hier sitze, und sonst auch fuenf, sechs mal am tag, ziehen bunte hochzeitsparaden durch die altstadt, immer ausgestattet mit einer grossen blaskapelle, vielen lichtern, einem braeutigam hoch zu ross und der obligatorischen rikscha am ende, die den dieselgenerator fuer die beleuchtung zieht. morgen gehts also zur hochzeitsfeier selbst, vermutlich wird das ein riesenereignis.

auf den daechern von jodhpur

wir bleiben noch bis freitag in der blauen stadt und ziehen dann weiter, etwas abseits der ausgetretenen pfade, in die bewaldeten berge suedoestlich von hier. dort liegt in einem tiefen tal am see das oertchen ranakpur, fuer uns die vorletzte station in rajasthan.

gruesse in die lausitz!
j+l

30.11.09

rajasthan I - windpalast und wuestenschiff

namaste! wir sind auf unserer reise nun also in rajasthan, im westen des landes, angekommen. die provinz wurde nach der unabhaengigkeit aus zahlreichen kleinen und mittelgrossen fuerstentuemern gebildet und hat deswegen heute viele ehemalige "hauptstaedte", die ueber schicke altstaedte und pompoese palaeste oder festungen verfuegen. deswegen ist rajasthan auch der mit abstand am haeufigsten besuchte staat indiens.

eine dieser staedte, und auch die heutige hauptstadt des bundesstaates, ist jaipur, mittlerweile eine 2,5-mio-einwohner-metropole mit allen problemen, die hiesige staedte so haben. also laerm, dreck und chaos. hier kamen wir letzte woche montag zur besten mittagshitze mit dem nachtzug an. zum glueck sind wir wieder einmal der empfehlung unseres loose-reisefuehrers gefolgt und im gasthaus "devi niwas" eingekehrt. das liegt in einer ruhigeren seitenstrasse und verfuegt ueber einen schattigen, gemuetlichen hof und ne eigene kueche. wir hatten also eine oase inmitten der turbulenten millionenstadt. haveli nennt man sowas uebrigens.


wie so ein hotelzimmer aussieht. das hier fuer 6 euro die nacht.

am dienstag schlenderten wir durch die "rosarote stadt", die altstadt von jaipur. "alt" ist hier relativ: der ort wurde erst anfang des 18. jahrhunderts von jai singh als seine neue residenz gegruendet. da der raja nicht nur reich, sondern auch klug war, liess er neben einem dutzend palaesten auch ein grosses steinernes astro-observatorium errichten. und so stehen heute mitten in jaipur aus sandstein gehauene messinstrumente - das groesste ueber 20 meter hoch - mit denen man den stand verschiedener himmelskoerper, das aktuelle tierkreiszeichen, die genaue sonnenzeit und noch vieles mehr ermitteln kann. angeblich sollen sich sogar voraussagen ueber die dauer und staerke des monsuns ablesen lassen. die hochwissenschaftliche atmosphaere wird etwas getruebt durch die touristenhorden, die vor dem portal aus klimatisierten bussen gekippt werden.

steinernes observatorium.

ein weiteres "highlight" ist - wie uns vorher schon vielfach versichert wurde - der sogenannte "palast der winde" ein paar hundert meter weiter. dieser palast ist eigentlich mehr eine prachtvolle kulisse, denn das reich verzierte bauwerk ist zwar von der strasse aus beeindruckend, jedoch nicht breiter als vier meter. und so hatte es auch nur einen sinn - naemlich den einer tribuene fuer die damen des hofes, die bei den auf der prachtstrasse vorm tor vorbeiziehenden paraden nicht anwesend sein durften. also hockten sie hinter ihren fensterchen im windpalast, um ihren fuersten, seine krieger, elefanten usw. zu begutachten.

der palast der winde.

abends begaben wir uns in das "raj mandir", das groesste kino im ort. von aussen modern und durchaus annehmbar gestaltet, erschlug uns im riesigen foyer ein arrangement aus gigantischen marshmallow-saeulen, pastell-rosa waenden und vielen kleinen laempchen. der saal selber war ebenfalls grosszuegig gestaltet - platz fuer 1500 zuschauer - aber eben von der gesamtwirkung ungefaehr so wie eine rosagruene sahnetorte. inder scheinen sowas allerdings zu moegen. denn auch der film, der dann lief (den namen hab ich vergessen) war aehnlich kitschig. die idee zum kinobesuch hatte uebrigens peter aus niedersachsen, den wir in unserem gasthaus kennengelernt hatten. im film ging es um einen lustigen typen, der das schoenste maedchen im ort haben wollte, aber nicht durfte, und sie wollte auch, aber durfte auch nicht, und dann, als beide durften, wollten sie nicht mehr. am ende haben sie jedenfalls trotzdem geheiratet. oder so aehnlich - bollywood eben.

von dem "rosarot", dass anlaesslich eines koeniglich-englischen besuches in den 1870ern an die haueser gepinselt wurde, ist uebrigens kaum noch was zu sehen. aber jede rajasthanische stadt braucht halt ihre farbe, fuer die touris.

strassenszene mit kamel.

donnerstag abend verliessen wir jaipur und fuhren mit einem nachtzug voller soldaten und offiziere in richtung westen. als es freitag frueh hell wurde, war die landschaft bereits sandiger und die fahrgaeste weniger geworden. eigentlich nur noch soldaten und wir. ein soldat meinte, das sei kein wunder, schliesslich gaebe es da, wo der zug hinfaehrt, sowieso nur sand. und davon viel zu viel.

freitag mittag stiegen wir also in jaisalmer, einer kleinen wuestenstadt am ende der eisenbahn, aus. die soldaten hatten den zug bereits 50 km vorher an einem grossen militaerstuetzpunkt verlassen. entgegen aller vorsichtsregeln gingen wir auf das angebot eines "schleppers" im zug ein, sein "new guesthouse" doch einmal zu besuchen. das stellte sich als kein fehler heraus und so wohnen wir jetzt im "hotel bhawana" direkt im stadtzentrum, mit bad, ventilator und balkon fuer 3,50 euro die nacht. manchmal sollte man also den rat des reisefuehrers ignorieren.


jaisalmer hat etwa 70.000 einwohner und wird von seiner weithin sichtbaren sandsteinernen festung ueberragt. daher traegt es auch den beinamen "goldene stadt". das fort mit seinen 99 basteien und tuermen ist fast 850 jahre alt und ziemlich umfangreich. all das - die gemuetliche groesse, die lange geschichte, der wenige verkehr - geben jaisalmer das, was jaipur nicht hat. und deswegen bleiben wir gleich fuer eine woche hier.

ein stueck der festung von jaisalmer.

um den vielen gespraechsanbandelungen der strassenverkaeufer ("shopping is good for health") aus dem weg zu gehen, haben wir uns auch ein neues home country zugelegt, naemlich "poland". hat den vorteil, dass die inder nix ueber polen wissen, keine fussballer und auch keine automarken oder cousins haben, die dort studieren. wirkt allerdings nicht immer. ein besonders eifriger liess uns trotzdem wissen, dass seine besten freunde polen sind, aber leider in letzter zeit nur noch wenige kommen.


mir gehts gut - noch.


gestern begaben wir uns gemeinsam mit drei japanern und vier einheimischen wuestenbewohnern auf einen kamelausflug durch die wueste. dass muss man allein schon gemacht haben, weil das alle traveller hier machen. wir starteten am sonntag um 8 von jaisalmer und nach ein paar kilometern mit dem jeep warteten in einem kleinen wuestendorf insgesamt sechs kamele auf uns.


kameltreiber aus bautzen.

wir stiegen auf und ritten los. reiten ist vielleicht zuviel gesagt, eigentlich muss man sich nur festhalten. aber trotzdem. die dinger schaukeln manchmal ganz schoen, vor allem bergab. waehrend mein kamel ein ganz liebes, genuegsames war, stellte sich bald heraus, dass lenkas tier gerne eigene wege geht. zumindest ging es fast die ganze zeit vorneweg (bis es den weg nicht mehr wusste) und blieb danach bei jedem strauch stehen, um daran zu knabbern.


sorbische wuestenprinzessin.

nach 20 kilometern einoede, steinen, felsen, kieseln und sand, einem auf dem feuer gekochten mittagessen und einer laengeren trinkpause fuer die kamele erreichten wir gegen fuenf unser tagesziel - die sandduenen. waehrend unsere wuestenfuehrer (ich nenne sie ungern kameltreiber) im licht der untergehenden sonne das mitgebrachte huhn koepften und sich an die zubereitung des abendbrotes machten, rannten wir durch den sand.

duenen.

nach einbruch der dunkelheit wurde das lagerfeuer entzuendet und wir sassen zusammen noch eine weile drumherum. aufgrund der muedigkeit, schmerzender beine und mitgebrachter bhang-kekse* krochen wir schon bald in den schlafsack. nachdem der mond untergegangen war (muss wohl so um vier gewesen sein, ich war kurz wach), bot sich ein wahnsinniger sternenhimmel, den ich so noch nicht gesehen habe. ehrlich nicht. war ja auch ganz dunkel. lenka hat ihn verschlafen.


sonnenuntergang.

heute frueh um sechs wurden wir von einem kraeftigen schnurpsen geweckt - eines der kamele war wach geworden und machte sich am strauch neben unserem nachtlager zu schaffen. kurz danach war auch die sonne da und es gab fruehstueck - in der wueste gewoehnt man sich halt andere tagesrhythmen an. dann sind wir noch drei stunden geritten und nach dem mittagessen - dhal mit frisch gebackenem chapati (fladenbrot) holte uns der jeep wieder ab.

ne kamelsafari ist ne schoene erfahrung - schon mal wegen den tieren, die ziemlich lustig aussehen, aber viel pupsen - aber laenger als zwei tage, nein danke. wer den grund nicht kennt, muss vielleicht mal den flori fragen. es soll tatsaechlich auch zwei-wochen-trips geben, wobei wir nicht wissen, wie man das aushalten soll. egal - wueste fetzt.

gruesse nach hause und eine schoene woche!
l+j


*mit bhang hat es folgendes auf sich: wie wir schon wissen, werden die blueten der hanfpflanze als charas bezeichnet. das ist in indien illegal, ausser man ist ein sadhu und braucht es fuer sein spirituelles ueberleben. bhang dagegen bezeichnet eine mischung aus blaettern und blueten, die zwar auch ganz schoen reinhaut, aber erlaubt ist. und zwar, weil angeblich shiva bhang zu sich nimmt. oder genommen hat. und so gibt es bhang in staatlich geprueften shops zu kaufen. zum rauchen, in lassis oder eben in keksen.

21.11.09

himalaya zum anfassen...

hallo miteinander! zunaechst: es gibt maoistische terroristen in indien, sie haben einen zug im osten entgleisen lassen und sind in fast allen provinzen irgendwie aktiv. das aber nur in den gegenden, in die wir sowieso niemals kommen werden. also kein grund zur sorge, falls diese nachrichten ueberhaupt bis nach deutschland vorgedrungen sind.

in den letzten tagen haben wir das schoene wetter genutzt, um ein bisschen in der gegend herumzustromern. unterhalb von mcleodganj gibt es ein zu dieser jahreszeit recht trockenes, felsiges flussbett, auf dessen beiden seiten man wunderbar herumkraxeln kann. gemeinsam mit kuehen, affen und ziegen. sowie ein paar einheimischen. der regen, der am letzten wochenende zu boden fiel, kam in den bergen natuerlich als eine menge schnee herunter, was die aussichten noch verlockender machte. allerdings haben wir ja kein kletterzeugs dabei. und ausserdem stehn wir immer viel zu spaet auf. egal.

schneeberg.

aber auch wer spaet losgeht, kann interessante sachen entdecken. so kamen wir vor ein paar tagen eben am rand dieses kleinen fluesschens zu einem riesigen felsen, unter dem sich ein sadhu ein kleines haeuschen gebaut hatte. er war zufaellig gerade nicht holz sammeln, sondern zuhause und lud uns auf eine tasse chai ein. wir wurden direkt seinen drei mitbewohnern, naemlich der ziege suki ("freitag", wie bei robinson) und den hunden "tiger" und "jah" vorgestellt. waehrend der chai auf einem kleinen feuer vor sich hin koechelte, erzaehlte uns der einsiedler ein bisschen was aus seinem leben. zum beispiel, dass ihn jedes jahr ein deutscher besucht, der ihm dieses mal einen tollen schlafsack und fuenfzig euro dagelassen hat. oder dass sein guru, zu dem er vor 25 jahren unter den stein gezogen war, draussen vor der tuer begraben liegt. oder, dass die kombination von charas (gras) und alkohol nicht gut ist.

einheimisches bergreh. hinten rechts der felsen, unter dem der sadhu wohnt.

und ueberhaupt sollte man charas auch nur zwei, drei mal in der woche rauchen. naemlich, wenn es einen besonderen anlass gibt. er hielt unseren besuch fuer einen solchen, und fing an, seine chillum zu stopfen. kichernd warnte er uns vor den polizisten und anderen schlechten menschen, die sich in den doerfern und in mcleod herumtreiben und nach gras suchen. mit denen soll man sich nicht anlegen. um seine gastfreundschaft zu wuerdigen und ihn nicht zu enttaeuschen, rauchten wir also dann die friedenspfeife - nach einer danksagung an shiva, und natuerlich nur die maenner. er begann von seiner kindheit in orissa zu erzaehlen, wie er schon als kleiner junge arbeiten musste und irgendwann hierher, in die vorgebirge des himalaya kam. wie er dann in den taelern herumzog und schliesslich dem guru unter dem felsen begegnete. er zeigte uns seine muskeln, vom vielen holz tragen im herbst. und ausserdem gab er uns die erkenntnis, dass shiva, kali, allah und "isa manni" (jesus) ja doch eigentlich nur reinkarnationen des einen gottes seien, die zu den menschen gekommen waren. nach anderthalb stunden, als er anfing, sich zu wiederholen, verabschiedeten wir uns im hinblick auf die untergehende sonne und er winkte uns noch nach.

am folgenden tag versuchten wir dann, durch das tal zur schneegrenze zu gelangen, die sich knapp ueber 3100 meter befindet. der weg zog sich oberhalb des flusses teils ueber steiniges gelaende, teils durch dichten dschungel, manchmal auch entlang dicker rohre, die der wasserversorgung der doerfer dienen. schliesslich sassen wir auf einem felsen mitten im fluss fest und sahen kein weiterkommen mehr. leider wurden auch die zwei, drei seitenwege, die wir noch ausprobierten, schon nach kurzer zeit zu kletterpfaden, und da mindestens die haelfte von uns an hoehenangst leidet, mussten wir die wanderung zum gletscher leider weiter verschieben. vielleicht ja auf 2011?

marlen, du hattest recht. das land der roten farbtoene.

auf dem rueckweg legten wir noch eine kleine pause am bhagsu-wasserfall ein, einer kleinen touristenattraktion dieser gegend, allerdings nicht auf der touri-seite (unten), sondern oben. das fuehrte wiederum prompt dazu, dass nun ein paar indische besucher fotos von uns auf dem wasserfall haben. da sind wir ja nicht so. das dorf bhagsu ist uebrigens ein bevorzugtes reiseziel israelischer traveller, einige restaurants und hotels sind sogar zweisprachig englisch-hebraeisch beschriftet.

attraktion. der bhagsu-wasserfall von oben.

gestern haben wir - nach einem ausfuehrlichen fruehstueck mit unseren nachbarn aus bayern auf der dachterasse - noch einen spaziergang zum "dal lake", dem "heiligen see" beim tibetischen kinderdorf, gemacht. das kinderdorf wurde irgendwann in den 60ern fuer die kinder der tibetischen fluechtlinge in dharamsala und umgebung gegruendet und bietet denen und auch waisenkindern oder jenen, deren eltern in tibet bleiben mussten, eine ordentliche schulbildung in allem, was so wichtig ist (mathe, musik, tibetisch). der ganze komplex ist relativ gross, liegt etwas ausserhalb im wald und besteht aus den wohn- und schulgebaeuden, ein paar spielplaetzen und spielfeldern und einigen kleinen laeden. alles natuerlich mit schoenem blick auf die verschneiten berge.

Im Tibetan Children's Village

der heilige see selber entpuppte sich leider als reinfall, ganz einfach deswegen weil er gerade entschlammt wird und dafuer natuerlich abgelassen ist. daher gibts auch kein foto, das wuerde euch nur einen falschen eindruck verschaffen und am ende noch von einer reise hierher abhalten. wir haben das uebrigens mal durchgerechnet: ein dreiwoechiger urlaub zu zweit kostet (inklusive flug und so) hier im himalaya weniger als drei wochen in den alpen. schoen, oder?

so sieht die wasserversorgung von mcleodganj aus.

abends haben wir uns dann fuer drei euro insgesamt in "nicks italian kitchen" (nick heisst eigentlich tenzing und ist tibeter) den bauch mit pasta, momos (teigbaellchen mit fuellung), suppen und knoblauchbrot vollgeschlagen, sodass wir nicht mehr schlafen konnten.

heute war unser letzter tag in mcleodganj; morgen vormittag gehts erstmal wieder zurueck nach amritsar und von dort aus mit dem nachtzug nach jaipur in rajasthan. dass wir ein bisschen traurig darueber sind, diesen schoenen ort verlassen zu muessen, wird durch die immer weiter sinkenden temperaturen und die prophezeiung unseres sadhus ("dieses jahr wirds mal wieder schneien") gelindert.

alsdann, einen schoenen sonntag und bis bald!

17.11.09

ein bisschen dharamsala...


...und wir kaufen auch keine mehr.

am freitag hats den ganzen tag geregnet, deswegen wars bis gestern neblig.

blick von unserer bevorzugten dachterasse.

schlecht gemachte kopien.

erkannt? ja, ich bins (1.v.l.)

"sonnenuntergang". sonne unten links.

affenmama und affenkind.

so, text gibts spaeter wieder. danke fuer die glueckwuensche und bleibt gesund!

l+j

12.11.09

nachtzug, goldener tempel und himalaya

namaste! in haridwar stiegen wir also montag abend in den nachtzug, genauer den "dehradun-amritsar-express". so ein indischer schlafwagen ist was einigermassen schoenes. sechs betten pro abteil, jeweils drei uebereinander, das reservierungssystem funktioniert, die mitreisenden sind freundlich (und neugierig) und nachts kann man sogar schlafen. erstaunlicherweise kein laerm und keine naechtlichen besucher, die einem was verkaufen wollen.

am dienstag kamen wir frueh in amritsar im punjab - dem "fuenfstromland (pandsch = fuenf) - an, dem geistlichen zentrum der sikhs, 20 km von der pakistanischen grenze. der sikhismus ist im punjab die vorherrschende religion und geht im unterschied zum hinduismus von einer einzigen gottheit aus.

wir bezogen unser einfaches hotel, unguenstigerweise an einer hauptstrasse gelegen. aber ueberhaupt ist amritsar eine ziemlich laute, geschaeftige stadt. die innenstadt ist ein gewirr aus kleinen gaesschen, in denen man von der dhaba (einem imbiss) ueber ramschlaeden bis hin zu motorradwerkstaetten und "zahnaerzten" alles findet.


goldener tempel in amritsar.

uns war aber eher nach einem besuch des goldenen tempels, denn nur deswegen hatten wir hier station gemacht. das hoechste heiligtum der sikhs hebt sich insofern vom rest der stadt ab, als dass es ziemlich still ist. der tempelhof besteht aus einem grossen, rechteckigen becken, in dessen mitte sich der eigentliche tempel, der von innen und aussen mit gold verkleidet ist, befindet. hier wird von geistlichen rund um die uhr aus dem heiligen buch der sikhs - das lustigerweise auch der "anfuehrer" der religion ist - gelesen. ueberdies kann man im tempel kostenlos im schlafsaal uebernachten. das allerheiligste ist nicht verschlossen, sondern vielmehr fuer angehoerige aller religionen zugaenglich, sofern man ein paar regeln beachtet (schuhe aus, kopf bedecken, fuesse waschen). auch das zeigt, dass die sikhs ziemlich tolerant sind - kasten gibts hier auch keine.



am rand des beckens trafen wir auf eine europaeische besucherin, die sich - in ein blaues tuch gehuellt - setzte und anschliessend probierte, in trance zu versinken. zumindest ihrem gesichtsausdruck nach zu urteilen. das gelang ihr nur schwer, da sich sofort eine horde besorgter inder und -innen einfand, die sie fragten, ob es ihr wirklich gut ginge ;) daher verzichten wir weiterhin auf selbstfindung. indien ist eben kein spirituelles wunderland.



am naechsten morgen waren wir bereits halb sieben auf dem bahnhof, um tickets fuer den zug richtung gebirge zu kaufen. leider gabs den 7:10er allerdings gar nicht, ebensowenig den um 8:10 uhr. so hatten wir genug zeit, viel chai zu trinken und die leute zu beobachten. dass die leute uns beobachten, ist ja ohnehin selbstverstaendlich. darunter waren ein alter, baertiger, bekiffter sikh, der versuchte, sich mit uns auf hindi zu unterhalten; ausserdem ein paar kleine, struppige kinder ohne hosen, die um ein paar rupien bettelten, ein paar andere reisende, und drei jungs, die pausenlos damit beschaeftigt waren, lenka anzustarren.

die zugfahrt mit dem klassenlosen "passenger"-zug war insofern interessant, als dass wir ein paar indische studenten kennenlernten und uns mit ihnen unterhielten. einer hatte gehoert, dass man in deutschland neben fussball auch zigaretten dreht und wollte unbedingt eine probieren. in pathankot, einer kleinen, uninteressanten stadt, die aber als militaerstuetzpunkt an der pakistanischen grenze recht grosse bedeutung hat, stiegen wir in einen bus um. zwei duesenjet rasten ueber uns hinweg in richtung grenze. rechts und links der strasse wurde - wie ueberall - fleissig an neuen highways gebaut. indien scheint im moment ein ganzes autobahnnetz aus dem boden zu stampfen.


ueberall wird gebaut.

so langsam wurden die berge um uns immer hoeher, und die schluchten entlang der strasse immer tiefer. der bus quaelte sich die steigungen hinauf und hielt mehr oder weniger in jeder klitsche an. das system ist einfach, aber gut: wer einsteigen will, winkt; wer raus will, sagt dem busschaffner bescheid. in beiden faellen blaest der in seine trillerpfeife und der fahrer haelt an. nach einigen schluchten und bruecken, affenherden und kricketfeldern am rand kamen dann erstmals schneebedeckte berge am horizont zum vorschein.

und bald waren wir an deren fuss angekommen, naemlich in dharamsala. ein kleinbus brachte uns noch hoeher, auf etwa 2500 meter nach mcleodganj, ehemalige hill station der briten und heute sitz seiner heiligkeit des 14. dalai lama. der gerade nicht da ist. hier, hoch ueber der ebene und an die erste wand des himalaya geklatscht, verbringen wir jetzt ein paar tage, um uns zu erholen und bei bananen-lassis und lecker essen auf dachterassen zu sonnen (im "carpe diem", dass uns israelische reisende in haridwar empfohlen haben).


das "berggluehen", gesehen von unserer dachterasse (unterkunft fuer 3 euro/nacht)

mcleodganj ist ein uebersichtliches bergnest, bestehend aus restaurants, kleinen hotels, imbissbuden, tibetischen laeden, buchgeschaeften, internetcafes und einer bunt gemischten menschenmenge von tibetern und travellern aus aller welt vor der gigantischen kulisse von knapp 5000 meter hohen bergen. tagsueber, wenn die sonne scheint, ist es angenehm warm, nachts jedoch ziemlich frisch. aber wir sind ja vorbereitet.


strassenszene in mcleodganj.


knapp 5000 meter hoch sind die berge in der umgebung.

morgen gehen wir mal ein bisschen in der umgebung wandern. nach dem wochenende gibts dann bestimmt wieder neuigkeiten. bis dahin, free tibet, kauft keine chinesischen produkte und machts gut.

l+j