12.11.09

nachtzug, goldener tempel und himalaya

namaste! in haridwar stiegen wir also montag abend in den nachtzug, genauer den "dehradun-amritsar-express". so ein indischer schlafwagen ist was einigermassen schoenes. sechs betten pro abteil, jeweils drei uebereinander, das reservierungssystem funktioniert, die mitreisenden sind freundlich (und neugierig) und nachts kann man sogar schlafen. erstaunlicherweise kein laerm und keine naechtlichen besucher, die einem was verkaufen wollen.

am dienstag kamen wir frueh in amritsar im punjab - dem "fuenfstromland (pandsch = fuenf) - an, dem geistlichen zentrum der sikhs, 20 km von der pakistanischen grenze. der sikhismus ist im punjab die vorherrschende religion und geht im unterschied zum hinduismus von einer einzigen gottheit aus.

wir bezogen unser einfaches hotel, unguenstigerweise an einer hauptstrasse gelegen. aber ueberhaupt ist amritsar eine ziemlich laute, geschaeftige stadt. die innenstadt ist ein gewirr aus kleinen gaesschen, in denen man von der dhaba (einem imbiss) ueber ramschlaeden bis hin zu motorradwerkstaetten und "zahnaerzten" alles findet.


goldener tempel in amritsar.

uns war aber eher nach einem besuch des goldenen tempels, denn nur deswegen hatten wir hier station gemacht. das hoechste heiligtum der sikhs hebt sich insofern vom rest der stadt ab, als dass es ziemlich still ist. der tempelhof besteht aus einem grossen, rechteckigen becken, in dessen mitte sich der eigentliche tempel, der von innen und aussen mit gold verkleidet ist, befindet. hier wird von geistlichen rund um die uhr aus dem heiligen buch der sikhs - das lustigerweise auch der "anfuehrer" der religion ist - gelesen. ueberdies kann man im tempel kostenlos im schlafsaal uebernachten. das allerheiligste ist nicht verschlossen, sondern vielmehr fuer angehoerige aller religionen zugaenglich, sofern man ein paar regeln beachtet (schuhe aus, kopf bedecken, fuesse waschen). auch das zeigt, dass die sikhs ziemlich tolerant sind - kasten gibts hier auch keine.



am rand des beckens trafen wir auf eine europaeische besucherin, die sich - in ein blaues tuch gehuellt - setzte und anschliessend probierte, in trance zu versinken. zumindest ihrem gesichtsausdruck nach zu urteilen. das gelang ihr nur schwer, da sich sofort eine horde besorgter inder und -innen einfand, die sie fragten, ob es ihr wirklich gut ginge ;) daher verzichten wir weiterhin auf selbstfindung. indien ist eben kein spirituelles wunderland.



am naechsten morgen waren wir bereits halb sieben auf dem bahnhof, um tickets fuer den zug richtung gebirge zu kaufen. leider gabs den 7:10er allerdings gar nicht, ebensowenig den um 8:10 uhr. so hatten wir genug zeit, viel chai zu trinken und die leute zu beobachten. dass die leute uns beobachten, ist ja ohnehin selbstverstaendlich. darunter waren ein alter, baertiger, bekiffter sikh, der versuchte, sich mit uns auf hindi zu unterhalten; ausserdem ein paar kleine, struppige kinder ohne hosen, die um ein paar rupien bettelten, ein paar andere reisende, und drei jungs, die pausenlos damit beschaeftigt waren, lenka anzustarren.

die zugfahrt mit dem klassenlosen "passenger"-zug war insofern interessant, als dass wir ein paar indische studenten kennenlernten und uns mit ihnen unterhielten. einer hatte gehoert, dass man in deutschland neben fussball auch zigaretten dreht und wollte unbedingt eine probieren. in pathankot, einer kleinen, uninteressanten stadt, die aber als militaerstuetzpunkt an der pakistanischen grenze recht grosse bedeutung hat, stiegen wir in einen bus um. zwei duesenjet rasten ueber uns hinweg in richtung grenze. rechts und links der strasse wurde - wie ueberall - fleissig an neuen highways gebaut. indien scheint im moment ein ganzes autobahnnetz aus dem boden zu stampfen.


ueberall wird gebaut.

so langsam wurden die berge um uns immer hoeher, und die schluchten entlang der strasse immer tiefer. der bus quaelte sich die steigungen hinauf und hielt mehr oder weniger in jeder klitsche an. das system ist einfach, aber gut: wer einsteigen will, winkt; wer raus will, sagt dem busschaffner bescheid. in beiden faellen blaest der in seine trillerpfeife und der fahrer haelt an. nach einigen schluchten und bruecken, affenherden und kricketfeldern am rand kamen dann erstmals schneebedeckte berge am horizont zum vorschein.

und bald waren wir an deren fuss angekommen, naemlich in dharamsala. ein kleinbus brachte uns noch hoeher, auf etwa 2500 meter nach mcleodganj, ehemalige hill station der briten und heute sitz seiner heiligkeit des 14. dalai lama. der gerade nicht da ist. hier, hoch ueber der ebene und an die erste wand des himalaya geklatscht, verbringen wir jetzt ein paar tage, um uns zu erholen und bei bananen-lassis und lecker essen auf dachterassen zu sonnen (im "carpe diem", dass uns israelische reisende in haridwar empfohlen haben).


das "berggluehen", gesehen von unserer dachterasse (unterkunft fuer 3 euro/nacht)

mcleodganj ist ein uebersichtliches bergnest, bestehend aus restaurants, kleinen hotels, imbissbuden, tibetischen laeden, buchgeschaeften, internetcafes und einer bunt gemischten menschenmenge von tibetern und travellern aus aller welt vor der gigantischen kulisse von knapp 5000 meter hohen bergen. tagsueber, wenn die sonne scheint, ist es angenehm warm, nachts jedoch ziemlich frisch. aber wir sind ja vorbereitet.


strassenszene in mcleodganj.


knapp 5000 meter hoch sind die berge in der umgebung.

morgen gehen wir mal ein bisschen in der umgebung wandern. nach dem wochenende gibts dann bestimmt wieder neuigkeiten. bis dahin, free tibet, kauft keine chinesischen produkte und machts gut.

l+j

8 Kommentare:

  1. hallo ihr lieben...es ist sooo schön eure erlebnisse zu lesen und...ganz juli...noch die passenden erklärungen zu bekommen...weiterbildung / bildung kostenlos...das isses ja auch wofür du einstehst...ich freue mich sehr dasses euch so gut geht und bin in gedanken dabei...keine angst ich seh euch nich...nur ahnen...
    ich freu mich aufs nächste mal...toller text...schöne bilder
    lg eure m.

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  2. luba Lenka, to je dziwnje, hdyz ja tebje na tych samsnych wobrazach kaz w lipsku widzu!(zloty templ)Sy ty so netko cisce na indisku zwucila a nimas nico wjace prajic? to by jara skoda bylo! wjele wjesela dale a sym wcipna na dalse poselstwa...luby postrw Marlies

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  3. Liebe Lenka & lieber Julian,
    eure Berichte lesen sich wirklich wunderbar und ich bekomme richtig Fernweh. Es ist auch toll, wie ihr uns teilhaben laßt. Das ist ein wirklich schönes Reisetagebuch, das wir mitlesen können. Danke und jetzt habt ihr mich richtig hungrig gemacht. Also bitte noch mehr!
    Liebe Grüße & solong Mario

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  4. Lubina Martha Ingeburg je tu! Postrow wot Achima, Hanki, mamicki, Luizy, Mileny, a wot nas!

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  5. ey ihr zweibeiden, da les ich mit! dicken gruß, david

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  6. ohhhhhh wjele zoboza k narodninam luby julian!
    schöner blog, wirklich sehr fesselnd.
    ich wünsch vor allem dem julian alles
    liebe zum geburtstag, euch beiden aber viel, viel spaß und lernt verdammt nochmal chai kochen.
    achso ich mach ein video von der oscar-verleihung! ehrenwort!
    hac do borze.

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  7. och alles gude zum burtstag julian ;)

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  8. hallo ihr beiden!
    auch ich verschlinge eure reiseberichte immer gierig und freu mich, dass es euch so gut geht! die bilder sind ja teilweise echt atemberaubend; der goldene tempel sieht wirklich imposant aus!
    freu mich auf weitere berichte!
    und happy birthday natürlich, juli!!!

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