22.1.10

kerala: kochi und die backwaters

hallo zusammen! nachdem wir also mit dem bus im morgendlichen kochi (bzw. in ernakulam, dem stadtteil aufm festland) angekommen waren, brachte uns eine lokale faehre fuer den unschlagbaren preis von 2,50 Rs. (3 ct.) ueber die moskitoverseuchten binnengewaesser der stadt zur halbinsel von fort cochin, wo wir ziemlich schnell eine unterkunft in einem "home stay" etwas suedlich der altstadt fanden. home stays findet man in kerala ziemlich haeufig, sie sind meistens eher preiswert, ziemlich sauber und irgendjemand ist immer erreichbar, weil die leute halt dort wohnen. in unserem fall handelte es sich um zwei aeltere leutchen, oma und opa, die jeden abend gemeinsam auf der couch neben der haustuer sassen und rosenkraenze beteten.

der touristische teil von kochi (also die altstadt) besteht aus etwa sechs, sieben strassen, die ziemlich gut von westlern besucht und auch dementsprechend teuer sind. wir nahmen unser fruehstueck (gebaeck und chai) daher meistens am snackwagen an der strassenecke zu uns, bezahlten 60 cent und waren auch satt und zufrieden. mittag gabs dann in einer dhaba (einer art indischen kantine) fuer nen euro zwanzig fuer beide. dhabas haben es allerdings so an sich, dass man eigentlich nicht selber entscheiden kann, was es gibt. man setzt sich, kriegt ein bananenblatt hingeklatscht und darauf landen dann reis, dhal, verschiedene gemuese usw., manche sehr lecker, manche eher nicht. dafuer kriegt man aber so viel nachschlag, wie man will.

vascos "grab".

kochi ist bekannt als die aelteste europaeische siedlung indiens, was sich heute nur noch an der st. francis church sehen laesst, die 14 jahre lang den toten vasco da gama, also den personifizierten europaeischen entdeckerdrang, beherbergte. das grab ist auch heute noch da (eingezaeunt als schutz gegen muede koreaner, die sich gerne mal auf einen grabstein setzen) und wird von einheimischen schulklassen und touristen besucht. vasco dagegen hat man nach seinem tod zurueck nach lissabon gebracht. kochi hat trotzdem einige eigenarten, die es noch heute europaeischer als restindien erscheinen lassen. die haeuser sind klein und haben spitzdaecher, die stadt ist relativ sauber (von ein paar dreckecken abgesehen), es gibt weniger kuehe auf der strasse (dafuer aber ziegen) und selbst die muezzine rufen synchron (nicht bunt ueber den tag verteilt, wie in anderen staedten).

europaeischer, wie gesagt.

die cochin-juden, deren aelteste vorfahren je nach auffassung vor 2500 bis 1500 jahren in indien ankamen, werden von kerala als aushaengeschilder der indischen toleranz gegenueber anderen religionen und voelkern angesehen. tatsaechlich wurden sie mit offenen armen empfangen und hatten ueber einige jahrhunderte an der hiesigen malabar-kueste sogar einen eigenen staat. die einzigen, die ihnen probleme bereiteten, waren europaeer. naemlich katholische portugiesen, die hunderte cochiner juden toeteten und ihre synagogen zerstoerten. heute gibt es nur noch eine handvoll juedischer einwohner, da die meisten dem ruf israels gefolgt sind, was man ihnen aufgrund der besseren wirtschaftlichen situation und der unmoeglichkeit, in der hiesigen juedischen gemeinde noch einen lebenspartner zu finden, auch kaum veruebeln kann.

die blauen kacheln in der alten synagoge von kochi. laut salman rushdie sollen sie die zukunft vorhersagen koennen und ihre gestalt veraendern. wer weiss...

im juedischen viertel. oben: der glockenturm der synagoge.

das juedische viertel wird heute von geschaeftstuechtigen kaschmiris "besetzt" gehalten, die einem allen moeglichen mist, den man auch ueberall woanders in indien kaufen kann, der aber angeblich typisch keralisch ist, andrehen wollen. die alte synagoge aus dem 16. jahrhundert ist mit handbemalten fliesen aus china ausgelegt, von denen keine genauso ist, wie die andere. eine ironie der geschichte ist ein motiv, das (sehr versteckt) das typische indische glueckssymbol, das hakenkreuz, zeigt. vermutlich ein unikum. draussen stehen einige verlorene grabsteine mit hebraeischer aufschrift herum; der nahegelegene juedische friedhof ist fuer besucher geschlossen. auf dem rueckweg in die altstadt erkundeten wir noch ein paar alte gewuerzhandelshoefe, die heute immer noch aktiv sind und vorwiegend vom export (nicht von touris) leben. eine schoene erfahrung, wenn ihr euch vorstellt, dass es an jeder ecke nach kardamom, pfeffer, chilli, ingwer, nelken usw. riecht.

hier liegt in kokosmilch eingelegter ingwer zum trocknen. gewendet wird er uebrigens mit den fuessen, falls das jemanden interessiert.

ein schoenes fotomotiv und eine art technisches museum sind die chinesischen fischernetze an der hafeneinfahrt von kochi. diese geraete wurden bereits vor ein paar hundert jahren gebaut, und mithilfe von gewichten und gegengewichten (steine) bedient. am ende des langen armes, der wie bei einem katapult auf einem gestell angebracht ist, befindet sich ein grosses fischernetz, dass auf diese art und weise von nur drei, vier maennern hoch- und runterbewegt werden kann. fuer indische verhaeltnisse ein beispielhafter fall von personalreduzierung. das anzuschauen ist ein muss fuer besucher.

chinesisches fischernetz.

eines tages fuellte sich die stadt dann mit bunt bemalten rikschas, die von weissen gefahren wurden. den ersten dreien folgten am naechsten morgen weitere 30. das waren die leute vom "rikshaw-run", einer art teurem abenteuer fuer alternative traveller, das daraus besteht, mit einer rikscha von der nepalesischen grenze bis nach suedindien zu fahren. zielpunkt war dieses jahr eben kochi. obwohl die idee recht abenteuerlich klingt, halten wir das ganze fuer eine masche, um schnell geld zu verdienen. der organisator bekommt naemlich von jedem team 1000 euro, und am ende darf man die rikscha nicht mal behalten.

eine der abenteuerrikschas.

sonnenparty (siehe unten).

ab und an fuhren wir mal nach ernakulam herueber, wo man billiger essen und trinken kann und gaben uns sogar zehn minuten eines anglikanischen gottesdienstes in der furchtbar kitschigen basilika von kochi, bevor wir vor den keyboardklaengen und dem etwas schraegen chor flohen. und wir gaben uns endlich mal dem totalen shopping-erlebnis hin, nachdem wir mit unserem rikscha-fahrer einen deal ausgemacht hatten. er wuerde uns ueberall hinbringen, wir muessten uns dafuer nur fuenf shops ansehen, von denen er kommission bekommt. und so liessen wir eine scheinbar endlose reihe von kaschmir-teppichen, marmor-elefanten, juwelen, bidri-skulpturen (kupfer mit silberinlets), shawls, schachspielen und "antiquitaeten" an uns vorbeiziehen, bevor wir die stadt - unseren klaren favoriten in indien bis jetzt - verliessen. gekauft haben wir allerdings nichts.

der kommunismus lebt! gut, hier gerade nicht.

mit dem bus ging es am 18. januar in anderthalb stunden nach alappuzha (aleppey), eine kleine stadt zwischen dem meer und den backwaters, die gelegentlich (von der tourismusbehoerde) etwas beschoenigend "venedig des ostens" genannt wird. wir halten das bei zwei kanaelen fuer ein bisschen uebertrieben. trotzdem es hier beinahe nichts interessantes zu sehen gibt, bleiben wir zwei naechte in einem home stay, das von zwei bruedern (beide mitte zwanzig) betrieben wird und ziemlich gemuetlich ist.

hier faellt uns auch ein amuesanter reisefuehrer ("frommer's") in die hand, der offenbar fuer reiche, aengstliche amis geschrieben wurde. demzufolge sollte man niemals street food anruehren (siehe oben), auf jeden fall aufpassen, dass der chai-wallah seine glaeser immer mit heissem wasser abspuelt (als ob der ne warmwasserleitung haette) oder einen eigenen chai-becher mitnehmen, unter keinen umstaenden auf oeffentliche toiletten gehen (sondern immer in 5-sterne-hotels) und diese hotels moeglichst auch fuer fruehstueck, mittag und abendbrot aufsuchen. sehr lustig zu lesen. bei einem buch, dessen erster satz da lautet "wir haben eine menge wunderschoener plaetze fuer sie zusammengesucht: hotels, restaurants, shops und viele mehr", wundert einen nichts mehr. unsere magenprobleme kamen uebrigens immer von empfohlenen, guten restaurants, nie von street food oder chai.

hausboote vor anker.

am mittwoch vormittag stiegen wir in die lokale faehre, die uns durch das gewirr der backwaters nach kottayam an der bahnstrecke nach sueden bringen sollte. ein paar andere touristen waren auch noch dabei, ansonsten keralis, die von dorf zu dorf fuhren. die faehre haelt naemlich aller paar minuten auf einem der kleinen inselchen des hinterlandes an, und ein paar leute steigen ein und aus. die backwaters sind so eine art zu gross geratener, tropischer spreewald, mit zahllosen grossen und kleinen fliessen, die sich die schlanken boote der einheimischen mit den von reichen westlern gemieteten fetten hausbooten und den faehren teilen. links und rechts der kanaele standen die kleinen haeuser meistens auf schmalen daemmen, hinter denen sich reisfelder befanden. gleich hinter alappuzha sahen wir ausserdem eine menge der beruehmten hausboote (kettuvalam), manche von ihnen schwimmende palaeste. mit der zeit waren davon allerdings weniger zu sehen, da es sich um ein ziemlich teures abenteuer handelt und dieses jahr ohnehin weniger reiche touristen hier unterwegs sind.

im keralischen spreewald.

zugbruecke und die pest der backwaters: afrikanisches wassermoos.

unter ein paar zugbruecken und durch einige kleine doerfchen hindurch fuhren wir in reichlich drei stunden bis nach kottayam. ueberall waren die roten fahnen mit hammer und sichel auf halbmast gesetzt, um dem verstorbenen patriarchen der kommunistischen partei, jyoti basu, ehre zu erweisen. den nachrufen zufolge, die ueber tage hinweg die hiesigen zeitungen fuellten, war basu einer der wenigen politiker indiens, der konsequent und unbestechlich seinen weg gegangen ist, einer der groessten des landes, ein guter kommunist und bis ins hohe alter (immerhin 95) fit und politisch aktiv. was davon nun wahr ist und was nicht; jedenfalls hat er aktiv gegen die korruption gekaempft und war fast 25 jahre lang premier von westbengalen. beides ist in indien schon eine grosse leistung.

trauerbeflaggung fuer jyoti basu.

in kottayam uebernachteten wir in einer art englischem landhaus, das etwas ausserhalb der stadt in einer ruhigen gegend nahe an einem breiten, langsamen fluss gelegen ist. zwar reizten wir hier unser tagesbudget etwas sehr aus, dafuer bekamen wir aber (als einzige gaeste) ein traumhaftes abendbrot mit gebratenem flussfisch im bananenblatt, reis, gemuese, eingelegten mangostuecken, verschiedenen saucen und bier ins wohnzimmer gebracht. das fruehstueck war aehnlich ueppig. gut gefuellt und um einige hundert rupien aermer begaben wir uns zum bahnhof, um weiter nach sueden, nach varkala, zu fahren.

5 o'clock - tea time. die koechin bereitet derweile den fisch zu.

faehre (von der regierung gesponsert).

varkala liegt an einem schoenen kuestenabschnitt mit steilen klippen und ist selber total von travellern und pauschaltouristen ueberlaufen. einem tipp folgend, fuhren wir mit der rikscha in ein kleines doerfchen noerdlich der stadt, odayam, wo wir jetzt fuer 3,50 euro etwa 200 meter vom strand inmitten eines palmenhaines uebernachten.

heute haben wir uns an den lokalen brauch des subbotnik gehalten - wir sind ja immernoch in kerala - und waehrend unsere indischen nachbarn im palmenhain herumkletterten, um die baeume von abgestorbenen palmwedel und fauligen kokosnuessen zu befreien, war fuer uns waschtag.

waschtag.

am dienstag fahren wir dann endlich an die suedspitze, womit die reise der sonne entgegen zum schluss kommt. ab dann kommen wir euch zuhause nur noch naeher. tschuess!

15.1.10

finsternis...


besser gings leider nicht mehr, weil der himmel danach wolkenfrei war. zur besten zeit war die sonne nur noch ein zu drei vierteln geschlossener ring. leider kein totaler. aber wir haben mit unseren rettungsdecken-fetzen eine massenbewegung unter den touristen ausgeloest, von denens viele gar nicht wussten.

13.1.10

karnataka: wasserfaelle und kaffeeberge

hallo! nach weihnachts- und silvesterpause gibts heute - uebrigens genau halbzeit des ganzen - mal wieder was zu lesen. die bilder findet ihr diesmal extra, und zwar hier. wir sind in der zwischenzeit weitergereist, nachdem wir den strand und die sonne und das meer und die palmen und auch das morgendliche hare krishna nach zwoelf tagen satt hatten und haben uns ein wenig ins inland von karnataka und schliesslich an die keralische kueste bewegt.

von gokarna gibts nicht so viel zu berichten, ausser das wir sehr gemuetlich mitten im reisfeld im "tasty home guesthouse" gewohnt haben, es zu weihnachten ganz ploetzlich mal anfing zu regnen (das kam seit sieben jahren in der trockenzeit nicht mehr vor) und alles unter wasser stand. ansonsten koennt ihr euch ja selber ausmalen, was zu so nem urlaub dazugehoert.

unsere naechste station waren am 4. januar die jog falls, die mit ueber 200 metern hoechsten wasserfaelle indiens, inmitten der westghats, also dem unwegsamen, gruenen gebirge, das sich entlang der indischen westkueste erstreckt. insgesamt dauerte es ganze sechs stunden, bis sich der lokalbus die schmale und steile strasse durch die berge hinaufgequaelt hatte. unterwegs sass am wegesrand ein langhaariger weisser radfahrer, was mich ein bisschen wehmuetig machte. aber bus ist schon besser fuer indien.

der touristische teil von jog falls besteht aus einem kleinen pionierlagermaessigen doerfchen am rand der tiefen schlucht, in die die wasserfaelle hineinstuerzen. dort wird grade kraeftig gebaut, also sind - wie immer, wenn in indien gebaut wird - dutzende leute mit spaten und hacken unterwegs und weitere dutzende sitzen daneben und gucken zu. eine kantine gibts auch und zwei unterkuenfte. wir residierten die naechsten zwei tage in der besseren davon, einer art achtziger-jahre-ostblock-hotelschloesschen. das war zwar ein wenig heruntergekommen, dafuer aber sauber und bestand aus apartments mit drei zimmern und geschaetzten fuenf metern deckenhoehe.

die faelle selbst waren doch sehr beeindruckend, vor allem weil wir erstmal 1500 stufen hinab in die schlucht steigen mussten, um an ihrem fuss anzukommen. zwar ist trockenzeit und die wassermassen nicht so (be)rauschend, aber schon alleine die hoehe der felswaende, von denen der fluss hinabstuerzt, ist gigantisch. am anfang waren wir da alleine, aber gegen mittag kamen auf einmal indische urlauber und schulklassen. der tag wurde doch noch anstrengend, da wir mit mindestens 20 indern auf fotos posieren mussten. ich hab ja den verdacht, dass es denen eher um lenka als um mich ging, aber zumindest haben sie ihren spass gehabt.

nachdem wir ein paar stunden zwischen den felsen unten in der schlucht herumgelegen hatten, mussten wir die 1500 stufen wieder hoch. zum glueck stehen ueberall am wegesrand leute, die frische masalagurken verkaufen. oben trafen wir beim mittagessen einen australier, der sich als der radfahrer vom vortag herausstellte und seit knapp fuenf monaten im indischen sueden unterwegs ist.

weils ausser dem wasserfall in jog falls nichts zu sehn gibt, verliessen wir den ort am 6. januar und machten uns mit dem bus auf den weg in richtung madikeri in kodagu (frueher coorg), der bergigen kaffeeregion an der grenze zu kerala. das stellte sich als eine kleine odysee heraus, da es von der naechstgroesseren stadt shimoga keinen direktbus gab. was man uns allerdings nicht gleich sagte. wir verbrachten erstmal anderthalb stunden damit, verschiedene busfahrer und schaffner zu fragen, die sich alle sehr sicher waren, dass es einen bus gibt oder eben nicht. am ende fuhren wir nach hassan, eine mittelgrosse, unspektakulaere stadt auf dem weg, von wo aus man nach madikeri kommen sollte.

hassan war recht interessant, aber nur dadurch, dass sich ganz offenbar niemand fuer uns interessierte. man sprach uns nicht an, fragte nicht nach "sir, your mother country", starrte lenka nicht nach, ja guckte eigentlich noch nicht mal hin. in der abendlichen bar, die ans brauhaus erinnerte, wurden wir nicht gehaetschelt, sondern wie ganz normale kunden behandelt. was fuer eine erfahrung!

am 7. bewegten wir uns mit einem lokalbus ueber hopplige "strassen" weiter nach sueden, in richtung unseres ziels. am busbahnhof eines kleinen staedtchens wurden wir dann aufgefordert, zusammen mit allen anderen passagieren den bus zu verlassen. nein, kein ueberfall und keine geiselnahme. aber immerhin ein busfahrerstreik im naechsten ort, weswegen es keine busse nach madikeri geben wuerde. zum glueck fand sich recht bald doch noch ein unerschrockener busfahrer, und als wir ankamen, war von einem streik nichts zu sehen.

vom 7. bis 10. weilten wir also in madikeri, dem alten mercara, der hauptstadt des ehemaligen koenigreiches kodagu (coorg). die kodavas sind ein eigenstaendiges volk von etwa 160.000, haben ihre eigene sprache, die mit der staatssprache kannada verwandt ist und sind im allgemeinen heller (also, farblich) als die restlichen suedinder. was ein grund dafuer sein mag, dass wir auch hier kaum beachtung fanden. ausserdem waren wir die einzigen auslaender in der stadt, die sich auf 1300 m inmitten von gruenen huegeln befindet und eher gemuetlich als indisch ist. in madikeri uebernachteten wir in einem home stay mit eigener kueche und fernseher (!), so dass wir uns zum ersten mal dem genuss von hbo (einem sender, der viele gute filme bringt), discovery und national geographic channel hingaben. mehr englisches gabs nicht.

den rest der zeit streiften wir durch das staedtchen, machten eine wanderung zum 9 km entfernten abbi-wasserfall (abbi ist kodava fuer... wasserfall), der allerdings ziemlich klein und voellig ueberschwemmt von indischen touris ist. wanderung heisst in diesem fall mit der rikscha hin und zu fuss durch die kaffeeplantagen zurueck.

das einzige, was uns den aufenthalt in madikeri ein wenig versauerte, waren die verrueckten hindus vom tempel am gegenueberliegenden hang, die es fuer unbedingt noetig hielten, jeden tag von 4-7 (vor dem muslimischen morgengebet) und von 18-20 uhr (nach dem muslimischen abendgebet) hare krishna hare krishna krishna krishna hare hare zu spielen. und nicht etwa in variationen, nein, immer die selbe nervtoetende variante. das war der einzige kleine hinweis darauf, das mit der hindu-moslem-bruderschaft wohl selbst in so einem kleinen bergkaff nicht alles in ordnung ist.

am sonntag fuhren wir dann weiter nach mysore, das zentrum von sued-karnataka. unterwegs wechselten wir den bus, da unserer den geist aufgab und dringend in die werkstadt musste. mysore spielte einst eine grosse rolle als hauptstadt eines der maechtigsten fuerstentuemer indiens, dass den englaendern lange die stirn bot und 1947 nach indien eingegliedert wurde. am busbahnhof empfing uns ein schnurrbaertiger mann (nix besonderes in indien), der sich als "baba, der lonely planet von mysore" vorstellte und uns seine dienste als stadtfuehrer anbot. trotz genereller abneigung gegen gefuehrte reisen, allen warnungen und dem krassen kontrast zum gaenzlich uninteressierten madikeri, willigten wir ein. sein preis sei, was wir ihm zahlen woellten. sehr suspekt.

wie auch immer, baba brachte uns zu einem fuer mysore preiswerten hotel nahe des zentralen gandhi square und zeigte uns des abends den maharadschapalast, der jeden sonntag von etwa 5000 gluehlampen in ein riesiges amerikanisches wohnhaus zur weihnachtszeit verwandelt wird. ziemlich geschmacklos, aber auch beeindruckend. natuerlich waren die palastanlagen voll von staunenden indern und einer begeisterten pauschal-familie aus grossenhain, die wir schon zuvor beim ueberteuerten abendbrot getroffen hatten. apropos: das restaurant "park lane" bot neben teurem, aber gutem essen und einer gemuetlichen atmosphaere noch eine weitere, einmalige erfahrung: eine metallbox mit milchglasfenstern, die als smoking area ausgewiesen ist. natuerlich getrennt nach ladies und gents, damit keiner auf dumme gedanken kommt. wir probierten zwar die gut belueftete box, ignorierten aber die in indien uebliche geschlechtertrennung.

montag stellte sich als wirklich aktiver tag heraus, besonders wenn man unsere generelle semi-inaktivitaet als massstab ansetzt. nach dem fruehstueck und einigen erledigungen (ok, um 14 uhr) holte uns unser persoenlicher fahrer, krishna, mit seiner rikscha ab, um uns auf den chamundi hill zu fahren. dieser beherbergt mehrere tempel und ueberblickt die gesamte stadt und ebene von mysore. ausserdem waechst da oben das begehrte sandelholz und es gibt eine riesige statue einer kuh, die aus einem einzigen stein gehauen ist. auf dem rueckweg liess mich krishna seine rikscha fahren. ich hab nichts kaputtgemacht. lenka wollte nicht.

dann besuchten wir die st. josephs church, eine art baukasten-koelnerdom, in dessen eingangsbereich eine tafel haengt, die indern erklaert, dass das eine kirche ist und wofuer christen kirchen brauchen. interessanter war der besuch in den alten vierteln von mysore, wo noch jede berufsgruppe ihre eigene strasse hat, also die juweliere, die topfmacher, die elefantenfiguren-aus-rosenholz-schnitzer und natuerlich die dreher. nein, keine zerspaner, sondern zigarettendreher. ein so ein haus sahen wir uns dann mal von innen an. in ein paar halbdunklen, mit tabaksaecken und kisten gefuellten raeumen sassen ein dutzend inder auf dem boden, damit beschaeftigt, aus einem tabakblatt und ein wenig billigem tabak "beedis", die billigen indischen kippen, zu drehen. die maenner kommen meistens aus den umliegenden doerfern und kriegen fuer ihre 3000 am tag gedrehten zigaretten einen hungerlohn von 150 rupien (reichlich zwei euro), von dem sie ihre familien ernaehren oder das zumindest versuchen.

die frauen drehen auch, allerdings natuerlich keine zigaretten (frauen rauchen ja auch nicht), sondern raeucherstaebchen, fuer die mysore neben sandelholz und seide beruehmt ist. schliesslich kamen wir also doch noch zum lange befuerchteten verkaufsgespraech und sassen einem sehr freundlichen indischen moslem gegenueber, der uns die verschiedensten oele fuer alle gelegenheiten (gegen muecken oder durchfall, fuer die potenz, fuer frauen zur hochzeit, fuer maenner als aftershave, zur meditation etc. pp) erklaerte und vorstellte, insgesamt vielleicht 20 sorten. am ende nahmen wir ein wenig von dem antimueckenzeug und verschiedenste raeucherstaebchen, da die preise ziemlich vernuenftig waren. zur verabschiedung gabs noch eine kostprobe von oel aus manali auf unseren zigaretten, von dessen wirkung allerdings wenig zu merken war. vielleicht auch besser so, weil wir im hinterkopf schon den befreundeten polizisten um die ecke springen sahen.

das angebot von krishna, uns noch das seidemuseum zu zeigen, lehnten wir ab und begaben uns zum abendbrot. alles in allem etwas anstrengend und bisschen nervig, so eine gefuehrte tour, aber in diesem fall durchaus interessant und ihre fuenf euro auf jeden fall wert.

lenkas brille hat einen schoenen grauen zierrand aus feinstaub zwischen glaesern und rahmen bekommen, der auch nicht mehr weggeht.

gestern abend stiegen wir in den nachtbus ("semi-sleeper", darum auch nur halbschlaf moeglich), der uns in knapp elf stunden ueber die berge nach kerala brachte. kerala ist ein schmales stueckchen land zwischen der malabar-kueste im westen und den bergen der ghats im osten, die hier bis 2700 meter hoch sind. der staat wird seit ueber 50 jahren von der kommunistischen partei indiens regiert und weist zwar ein relativ geringes pro-kopf-einkommen, dafuer aber eine beeindruckend niedrige armuts- und die hoechste alphabetisierungs-rate indiens auf. ganz nebenbei ist kerala der erste staat indiens, der in seinen bueros ausschliesslich linux verwendet und das erste land auf der welt, in dem eine kommunistische partei durch freie wahlen an die macht kam.

wir haben unsere zelte nun in fort cochin (kochi) aufgeschlagen, der aeltesten europaeischen siedlung indiens und dem ehemaligen zentrum der cochin-juden, die hier ueber 2000 jahre lang ansaessig waren, aber mittlerweile fast alle verblichen oder nach israel ausgewandert sind. davon gibts bald mehr zu berichten.

bis dahin, namaste!