13.1.10

karnataka: wasserfaelle und kaffeeberge

hallo! nach weihnachts- und silvesterpause gibts heute - uebrigens genau halbzeit des ganzen - mal wieder was zu lesen. die bilder findet ihr diesmal extra, und zwar hier. wir sind in der zwischenzeit weitergereist, nachdem wir den strand und die sonne und das meer und die palmen und auch das morgendliche hare krishna nach zwoelf tagen satt hatten und haben uns ein wenig ins inland von karnataka und schliesslich an die keralische kueste bewegt.

von gokarna gibts nicht so viel zu berichten, ausser das wir sehr gemuetlich mitten im reisfeld im "tasty home guesthouse" gewohnt haben, es zu weihnachten ganz ploetzlich mal anfing zu regnen (das kam seit sieben jahren in der trockenzeit nicht mehr vor) und alles unter wasser stand. ansonsten koennt ihr euch ja selber ausmalen, was zu so nem urlaub dazugehoert.

unsere naechste station waren am 4. januar die jog falls, die mit ueber 200 metern hoechsten wasserfaelle indiens, inmitten der westghats, also dem unwegsamen, gruenen gebirge, das sich entlang der indischen westkueste erstreckt. insgesamt dauerte es ganze sechs stunden, bis sich der lokalbus die schmale und steile strasse durch die berge hinaufgequaelt hatte. unterwegs sass am wegesrand ein langhaariger weisser radfahrer, was mich ein bisschen wehmuetig machte. aber bus ist schon besser fuer indien.

der touristische teil von jog falls besteht aus einem kleinen pionierlagermaessigen doerfchen am rand der tiefen schlucht, in die die wasserfaelle hineinstuerzen. dort wird grade kraeftig gebaut, also sind - wie immer, wenn in indien gebaut wird - dutzende leute mit spaten und hacken unterwegs und weitere dutzende sitzen daneben und gucken zu. eine kantine gibts auch und zwei unterkuenfte. wir residierten die naechsten zwei tage in der besseren davon, einer art achtziger-jahre-ostblock-hotelschloesschen. das war zwar ein wenig heruntergekommen, dafuer aber sauber und bestand aus apartments mit drei zimmern und geschaetzten fuenf metern deckenhoehe.

die faelle selbst waren doch sehr beeindruckend, vor allem weil wir erstmal 1500 stufen hinab in die schlucht steigen mussten, um an ihrem fuss anzukommen. zwar ist trockenzeit und die wassermassen nicht so (be)rauschend, aber schon alleine die hoehe der felswaende, von denen der fluss hinabstuerzt, ist gigantisch. am anfang waren wir da alleine, aber gegen mittag kamen auf einmal indische urlauber und schulklassen. der tag wurde doch noch anstrengend, da wir mit mindestens 20 indern auf fotos posieren mussten. ich hab ja den verdacht, dass es denen eher um lenka als um mich ging, aber zumindest haben sie ihren spass gehabt.

nachdem wir ein paar stunden zwischen den felsen unten in der schlucht herumgelegen hatten, mussten wir die 1500 stufen wieder hoch. zum glueck stehen ueberall am wegesrand leute, die frische masalagurken verkaufen. oben trafen wir beim mittagessen einen australier, der sich als der radfahrer vom vortag herausstellte und seit knapp fuenf monaten im indischen sueden unterwegs ist.

weils ausser dem wasserfall in jog falls nichts zu sehn gibt, verliessen wir den ort am 6. januar und machten uns mit dem bus auf den weg in richtung madikeri in kodagu (frueher coorg), der bergigen kaffeeregion an der grenze zu kerala. das stellte sich als eine kleine odysee heraus, da es von der naechstgroesseren stadt shimoga keinen direktbus gab. was man uns allerdings nicht gleich sagte. wir verbrachten erstmal anderthalb stunden damit, verschiedene busfahrer und schaffner zu fragen, die sich alle sehr sicher waren, dass es einen bus gibt oder eben nicht. am ende fuhren wir nach hassan, eine mittelgrosse, unspektakulaere stadt auf dem weg, von wo aus man nach madikeri kommen sollte.

hassan war recht interessant, aber nur dadurch, dass sich ganz offenbar niemand fuer uns interessierte. man sprach uns nicht an, fragte nicht nach "sir, your mother country", starrte lenka nicht nach, ja guckte eigentlich noch nicht mal hin. in der abendlichen bar, die ans brauhaus erinnerte, wurden wir nicht gehaetschelt, sondern wie ganz normale kunden behandelt. was fuer eine erfahrung!

am 7. bewegten wir uns mit einem lokalbus ueber hopplige "strassen" weiter nach sueden, in richtung unseres ziels. am busbahnhof eines kleinen staedtchens wurden wir dann aufgefordert, zusammen mit allen anderen passagieren den bus zu verlassen. nein, kein ueberfall und keine geiselnahme. aber immerhin ein busfahrerstreik im naechsten ort, weswegen es keine busse nach madikeri geben wuerde. zum glueck fand sich recht bald doch noch ein unerschrockener busfahrer, und als wir ankamen, war von einem streik nichts zu sehen.

vom 7. bis 10. weilten wir also in madikeri, dem alten mercara, der hauptstadt des ehemaligen koenigreiches kodagu (coorg). die kodavas sind ein eigenstaendiges volk von etwa 160.000, haben ihre eigene sprache, die mit der staatssprache kannada verwandt ist und sind im allgemeinen heller (also, farblich) als die restlichen suedinder. was ein grund dafuer sein mag, dass wir auch hier kaum beachtung fanden. ausserdem waren wir die einzigen auslaender in der stadt, die sich auf 1300 m inmitten von gruenen huegeln befindet und eher gemuetlich als indisch ist. in madikeri uebernachteten wir in einem home stay mit eigener kueche und fernseher (!), so dass wir uns zum ersten mal dem genuss von hbo (einem sender, der viele gute filme bringt), discovery und national geographic channel hingaben. mehr englisches gabs nicht.

den rest der zeit streiften wir durch das staedtchen, machten eine wanderung zum 9 km entfernten abbi-wasserfall (abbi ist kodava fuer... wasserfall), der allerdings ziemlich klein und voellig ueberschwemmt von indischen touris ist. wanderung heisst in diesem fall mit der rikscha hin und zu fuss durch die kaffeeplantagen zurueck.

das einzige, was uns den aufenthalt in madikeri ein wenig versauerte, waren die verrueckten hindus vom tempel am gegenueberliegenden hang, die es fuer unbedingt noetig hielten, jeden tag von 4-7 (vor dem muslimischen morgengebet) und von 18-20 uhr (nach dem muslimischen abendgebet) hare krishna hare krishna krishna krishna hare hare zu spielen. und nicht etwa in variationen, nein, immer die selbe nervtoetende variante. das war der einzige kleine hinweis darauf, das mit der hindu-moslem-bruderschaft wohl selbst in so einem kleinen bergkaff nicht alles in ordnung ist.

am sonntag fuhren wir dann weiter nach mysore, das zentrum von sued-karnataka. unterwegs wechselten wir den bus, da unserer den geist aufgab und dringend in die werkstadt musste. mysore spielte einst eine grosse rolle als hauptstadt eines der maechtigsten fuerstentuemer indiens, dass den englaendern lange die stirn bot und 1947 nach indien eingegliedert wurde. am busbahnhof empfing uns ein schnurrbaertiger mann (nix besonderes in indien), der sich als "baba, der lonely planet von mysore" vorstellte und uns seine dienste als stadtfuehrer anbot. trotz genereller abneigung gegen gefuehrte reisen, allen warnungen und dem krassen kontrast zum gaenzlich uninteressierten madikeri, willigten wir ein. sein preis sei, was wir ihm zahlen woellten. sehr suspekt.

wie auch immer, baba brachte uns zu einem fuer mysore preiswerten hotel nahe des zentralen gandhi square und zeigte uns des abends den maharadschapalast, der jeden sonntag von etwa 5000 gluehlampen in ein riesiges amerikanisches wohnhaus zur weihnachtszeit verwandelt wird. ziemlich geschmacklos, aber auch beeindruckend. natuerlich waren die palastanlagen voll von staunenden indern und einer begeisterten pauschal-familie aus grossenhain, die wir schon zuvor beim ueberteuerten abendbrot getroffen hatten. apropos: das restaurant "park lane" bot neben teurem, aber gutem essen und einer gemuetlichen atmosphaere noch eine weitere, einmalige erfahrung: eine metallbox mit milchglasfenstern, die als smoking area ausgewiesen ist. natuerlich getrennt nach ladies und gents, damit keiner auf dumme gedanken kommt. wir probierten zwar die gut belueftete box, ignorierten aber die in indien uebliche geschlechtertrennung.

montag stellte sich als wirklich aktiver tag heraus, besonders wenn man unsere generelle semi-inaktivitaet als massstab ansetzt. nach dem fruehstueck und einigen erledigungen (ok, um 14 uhr) holte uns unser persoenlicher fahrer, krishna, mit seiner rikscha ab, um uns auf den chamundi hill zu fahren. dieser beherbergt mehrere tempel und ueberblickt die gesamte stadt und ebene von mysore. ausserdem waechst da oben das begehrte sandelholz und es gibt eine riesige statue einer kuh, die aus einem einzigen stein gehauen ist. auf dem rueckweg liess mich krishna seine rikscha fahren. ich hab nichts kaputtgemacht. lenka wollte nicht.

dann besuchten wir die st. josephs church, eine art baukasten-koelnerdom, in dessen eingangsbereich eine tafel haengt, die indern erklaert, dass das eine kirche ist und wofuer christen kirchen brauchen. interessanter war der besuch in den alten vierteln von mysore, wo noch jede berufsgruppe ihre eigene strasse hat, also die juweliere, die topfmacher, die elefantenfiguren-aus-rosenholz-schnitzer und natuerlich die dreher. nein, keine zerspaner, sondern zigarettendreher. ein so ein haus sahen wir uns dann mal von innen an. in ein paar halbdunklen, mit tabaksaecken und kisten gefuellten raeumen sassen ein dutzend inder auf dem boden, damit beschaeftigt, aus einem tabakblatt und ein wenig billigem tabak "beedis", die billigen indischen kippen, zu drehen. die maenner kommen meistens aus den umliegenden doerfern und kriegen fuer ihre 3000 am tag gedrehten zigaretten einen hungerlohn von 150 rupien (reichlich zwei euro), von dem sie ihre familien ernaehren oder das zumindest versuchen.

die frauen drehen auch, allerdings natuerlich keine zigaretten (frauen rauchen ja auch nicht), sondern raeucherstaebchen, fuer die mysore neben sandelholz und seide beruehmt ist. schliesslich kamen wir also doch noch zum lange befuerchteten verkaufsgespraech und sassen einem sehr freundlichen indischen moslem gegenueber, der uns die verschiedensten oele fuer alle gelegenheiten (gegen muecken oder durchfall, fuer die potenz, fuer frauen zur hochzeit, fuer maenner als aftershave, zur meditation etc. pp) erklaerte und vorstellte, insgesamt vielleicht 20 sorten. am ende nahmen wir ein wenig von dem antimueckenzeug und verschiedenste raeucherstaebchen, da die preise ziemlich vernuenftig waren. zur verabschiedung gabs noch eine kostprobe von oel aus manali auf unseren zigaretten, von dessen wirkung allerdings wenig zu merken war. vielleicht auch besser so, weil wir im hinterkopf schon den befreundeten polizisten um die ecke springen sahen.

das angebot von krishna, uns noch das seidemuseum zu zeigen, lehnten wir ab und begaben uns zum abendbrot. alles in allem etwas anstrengend und bisschen nervig, so eine gefuehrte tour, aber in diesem fall durchaus interessant und ihre fuenf euro auf jeden fall wert.

lenkas brille hat einen schoenen grauen zierrand aus feinstaub zwischen glaesern und rahmen bekommen, der auch nicht mehr weggeht.

gestern abend stiegen wir in den nachtbus ("semi-sleeper", darum auch nur halbschlaf moeglich), der uns in knapp elf stunden ueber die berge nach kerala brachte. kerala ist ein schmales stueckchen land zwischen der malabar-kueste im westen und den bergen der ghats im osten, die hier bis 2700 meter hoch sind. der staat wird seit ueber 50 jahren von der kommunistischen partei indiens regiert und weist zwar ein relativ geringes pro-kopf-einkommen, dafuer aber eine beeindruckend niedrige armuts- und die hoechste alphabetisierungs-rate indiens auf. ganz nebenbei ist kerala der erste staat indiens, der in seinen bueros ausschliesslich linux verwendet und das erste land auf der welt, in dem eine kommunistische partei durch freie wahlen an die macht kam.

wir haben unsere zelte nun in fort cochin (kochi) aufgeschlagen, der aeltesten europaeischen siedlung indiens und dem ehemaligen zentrum der cochin-juden, die hier ueber 2000 jahre lang ansaessig waren, aber mittlerweile fast alle verblichen oder nach israel ausgewandert sind. davon gibts bald mehr zu berichten.

bis dahin, namaste!

5 Kommentare:

  1. Super! Genießt die Zeit noch! Hier verpasst ihr nichts! Liebe Grüße! Anna

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  2. hallo ihr lieben...
    ich habe es sehr genossen wieder einen bericht von euch lesen zu dürfen...und es hat mir seeehr gefallen...dankedankedanke
    leider kann ich nur mit großen umständen schreiben...der funkkontakt versagt immerwieder, mir ist heute die tastatur runtergefallen...
    also, lg auch vom wolfi und der omma...
    bleibt gesund...eure m.

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  3. skoncnje zaso nowosce!!! a tak zajimale. wosebje prez wobrazy smoj so zwjeseliloj, dokelz smoj lenku zaso widzaloj. wjele postrowow z jasency.

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  4. so weit seid ihr nun schon gekommen. passt ja auch zur halbzeit. es ist einfach wunderbar, wie ihr uns an euren abenteuern teilhaben lasst. und ich lerne einiges über dieses für mich so exotische land. bleibt gesund und habt euch lieb, eure conny.

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  5. Na der Bericht war endlich mal wieder eine Freude. Ich hab schon gedacht, ihr seid doch nicht zum Spaß in Indien, dass ihr solange nichts von euch lesen lasst. Also Urlaub im Urlaub ist jetzt vorbei. Ab jetzt wird wieder erlebt und geschrieben. Lasst es euch ganz gut gehen und lasst uns gern daran in dieser Form Anteil nehmen. Besten Dank Euer Mario

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