28.2.10

zurueck nach oben

hallo! wir sind in der zwischenzeit wieder ein ganzes stueck nach norden gereist und jetzt zurueck im schatten des himalaya. am montag morgen fuhr unser zug, der die letzten paar stunden damit verbracht hatte, zwischen reisfeldern und kleinen doerfern die westlichen auslaeufer des ganges-deltas zu durchqueren, in den bahnhof howrah von kolkata (kalkutta) ein. in der drittgroessten stadt indiens, dem angeblichen armenhaus und der ehemaligen "hauptstadt" der britischen east india company verbrachten wir dann (leider nur) drei tage.

der bahnhof - ein riesiges rotes gebaeude mit vielen tuermen - steht am westufer des hugli, der durch kolkata fliesst. das liegt naemlich, anders als die volksweisheit sagt, nicht am ganges. der hugli ist allerdings ein muendungsarm des grossen indischen stroms, also ists auch nicht ganz falsch. jedenfalls kamen wir stilecht mit der faehre im zentrum der eigentlichen stadt an und begaben uns zur sudder street, wo wir ein zimmerchen in einem gemuetlichen kleinen innenhof fanden.

der hugli. im hintergrund die howrah-bruecke, eine von zwei festen flussquerungen kolkatas.

die gelegenheit bietet sich grade an, ein paar worte ueber den namen der stadt zu verlieren. den meisten (wie auch uns) wird die stadt unter ihrem "deutschen" namen kalkutta bekannt sein. der ist aber falsch. nicht so wie bei "bombay" und "mumbai" (verschiedene namen in verschiedenen sprachen), sondern einfach falsch. die stadt wurde von ihren einwohnern schon immer kolkata genannt. wenn man das auf englisch schreiben will, kommt "calcutta" dabei heraus. jeder englaender spricht das wiederum als "kolkata". als die deutschen irgendwann dachten, bei englischen namen aus jedem c ein k machen zu muessen, entstand der sogenannte deutsche name. die aussprache wurde natuerlich auch deutsch ("kalkutta") und damit falsch. mit diesem hintergrund schreib ich hier kolkata und nix anderes.

wie auch immer, kolkata ist jedenfalls eine schoene stadt. das klingt jetzt vielleicht simpel, allerdings koennen wir dergleichen ueber kaum eine indische stadt sagen, die wir bis jetzt besucht haben. fuer diese schoenheit gibts mehrere gruende: erstens kommen uns die bengalis - kolkata ist die hauptstadt von westbengalen - im vergleich mit z.B. rajasthanis ehrlicher vor. zweitens ist kolkata irgendwie ruhiger. es gibt natuerlich den typisch grossstaedtischen verkehr, aber er ist gefuehlt weniger hektisch und chaotisch. die leute hetzen auch nicht so, wenn sie bspw. von der faehre oder aus der metro steigen. das ist schon viertens: kolkata hat eine metro. mit rolltreppen! und es gibt muellabfuhr, grosse parks, die fuer jeden geoeffnet sind, eine vielzahl von buchlaeden usw. junge (unverheiratete!) paerchen spazieren hand in hand durch die stadt, maedchen tragen nicht unbedingt einen sari und manche rauchen sogar. ein sprichwort besagt dazu passend: "was heute in bengalen ist, ist morgen in indien." kurz gesagt, die stadt ist modern und es wuerde auch in drei wochen nicht langweilig werden.

ein wandbild der kolkataer metro (russisches modell). unten darf leider nicht fotografiert werden.

was auch auffaellt, ist eine vielzahl an repraesentativen gebaeuden im zentrum, die allesamt very british sind. das grossartigste ist das victoria memorial am suedrand des maidan-parks, eine art kapitol-kopie zum gedenken an die britische koenigin und kaiserin von indien gleichen namens, anfang des 20. jahrhunderts aus weissem jodhpurer marmor erbaut. ihre statue sitzt dann auch muerrisch blickend davor und blickt ueber die heranwogenden horden junger indischer touristen und liebender. gleich daneben erhebt sich st. pauls cathedral, die zwar eher nach westminster abbey aussieht, aber wenigstens einen beruehmten namen traegt. der maidan selbst, der aus einigen waeldchen und riesigen wiesen besteht, wird von den staedtern rege genutzt und von polizisten auf pferden bewacht.

blick ueber den maidan zum victoria memorial.

vicky und ihr marmornes andenken.

spaeter am tag waren wir etwas im norden der innenstadt unterwegs; zuerst an der college street, die von unzaehligen kleinen buchlaeden und -staenden gesaeumt ist. einmal nachgefragt, hatte es sich schnell in der gesamten strasse herumgesprochen, dass wir nach "meffs" (inglisch fuer "karten") suchen. nachdem aber nichts ordentliches dabei war, staerkten wir uns erst einmal in der hiesigen filiale des indian coffee house, die hier in einem hohen viktorianischen saal untergebracht und mit kaffeeschluerfenden, rauchenden, diskutierenden studenten vollgestopft ist. schoene atmosphaere.

strassenszene.

mit der rikscha - und zwar einer richtigen, von einem menschen gezogenen - begaben wir uns ins geschaeftige marktviertel barabazaar, bis die strassen fuer unser gefaehrt zu eng wurden und wir uns zu fuss weiter durch das bunte gewusel von verkaeufern, kunden, lastentraegern und moscheegaengern kaempften. hier befinden sich in naechster naehe drei bedeutende gotteshaeuser kolkatas. zum einen die grosse nakhoda-moschee - wir hatten allerdings keine kopfbedeckung dabei, die synagoge, die mit ihrem roten gemaeuer und einem turm eher wie eine kirche aussieht, und die armenische kirche, das aelteste noch erhaltene kirchenhaus der stadt. deren hof ist gepflastert mit unzaehligen grabplatten mit armenischen inschriften, unter denen der groesste teil der kleinen gemeinde kolkatas ruht.

im hintergrund die nakhoda-moschee.

synagogenkirche (links).

armenische grabplatte. die armenier gehoerten neben deutschen und daenen zu den ersten haendlern, die ihre posten am hugli errichteten. die englaender kamen als letzte, nahmen dann aber schnell alles in die hand.

nahe des hugli-ufers standen wir auf einmal vor der gigantischen ruine des "strand ware house", eines grossen lager- und kaufhauses im viktorianischen stil, das am wochenende zuvor einem feuer zum opfer gefallen war. aus den ruinen drang noch rauch nach aussen.

die qualmende ruine des "strand ware house". hier waren mal 2000 kleine laeden untergebracht.

im hochsicherheitstrakt der "survey of india" (der nationalen geographischen gesellschaft) drangen wir dann mal in den dschungel indischer buerokratie ein. ich wollte dann doch noch ein paar karten (moeglichst keine bunten, sondern ordentliche) von verschiedenen bundesstaaten haben. nachdem wir bei der einlasskontrolle unsere namen und den zweck des besuchs vermerkt hatten, kamen wir in ein buero. dort registrierte man erneut unsere daten und fragte uns nach unseren wuenschen. viele davon wurden allerdings abgelehnt, weil eine menge von karten (topographische z.B., oder solche von grenznahen gebieten) gar nicht an auslaender verkauft werden duerfen. wir koennten ja spione oder terroristen sein. in zeiten von google maps etwas seltsam. eine weitere halbe stunde dauerte die archivsuche nach unseren eher gewoehnlichen wuenschen. insgesamt beschaeftigten sich in dieser zeit sechs mitarbeiter ausschliesslich mit uns. das ist ebenfalls typisch indisch.

st. pauls cathedral mit seltsamen gewitterwolken.

die armut ist in kolkata foermlich sprichwoertlich. vermutlich hat die stadt in der beziehung den schlechtesten ruf unter indiens metropolen. das liegt vor allem an mutter teresa, die ihr leben den armen hier gewidmet hat. paradoxerweise hat - wie uns sandib, unser "herbergsvater", erzaehlte - genau dieser ruf dazu gefuehrt, dass eine armada von indischen und internationalen organisationen die arbeit in kolkata aufgenommen hat. die kommunistische regierung stand ihnen dabei nicht gerade im weg. deswegen ist kolkata heute mehr als gut versorgt mit programmen und helfern aller art, waehrend es in den slums von chennai, delhi, mumbai oder auch nur in kleineren nachbarstaedten deutlich duesterer aussieht. wir bilden uns ein, auch das bemerkt zu haben.

des abends stiessen wir mitten auf der grossen durchgangsstrasse auf einen stau, der vom trauerzug fuer einen verstorbenen genossen der kommunistischen partei ausgeloest worden war. er wurde angefuehrt von einer fahnentragenden pionierbrigade, denen der laster, auf dem man den kameraden aufgebahrt hatte, und mehrere tausend trauernde folgten. unser gastgeber sandib erzaehlte uns passenderweise, dass es mit der kommunistischen herrschaft nach 33 jahren so langsam bergab gehe und die leute auf einen wechsel hofften. die kaempfer von damals seien heute alle alte maenner, stuerben wie die fliegen und nachwuchs gaebe es keinen. auch in der roten welthauptstadt (kolkata) sieht es also duester aus.

nun ist auch in kolkata der herbst des kommunismus angebrochen.

unser weg fuehrte uns - erst zum zweiten mal in indien - daraufhin in richtung kino. dort gab es den neuen streifen von shah rukh khan (von den indern auch SRK genannt), dem koenig von bollywood. in "my name is khan" (MNIK) spielt er einen indisch-muslimischen autisten, der in amerika lebt und arbeitet und nach dem 11. september den hass seiner weissen angelsaechsischen mitbuerger zu spueren bekommt. der film, dessen immer wiederkehrende zeile "my name is khan, and i'm not a terrorist" fuer stuerme der begeisterung beim indischen publikum sorgte, ist eine einigermassen gelungene mischung aus doku, mythos und lovestory, gleichzeitig aber auch ein deutlicher seitenhieb gegen all jene "kommunalisten" indiens, die unfrieden zwischen den verschiedenen volksgruppen stiften wollen. daher sorgte er in den vergangenen wochen landesweit fuer furore, als die rechtsextreme stadtregierung von bombay androhte, die auffuehrung zu verhindern und khan in ihr kreuzfeuer nahm. zum glueck stand das land hinter seinem liebling.

am mittwoch abend kaempften wir uns (zugegeben, im taxi) durch den naechtlichen verkehr zum bahnhof sealdah, wo wir eine gleichgesinnte kanadierin trafen, mit der wir uns ein wenig ueber indische eigenheiten lustigmachen konnten. sealdah hat nichts weiter zu bieten als unzaehlige bahnsteige und horden von bettlern, die (im vergleich mit anderswo - hand rausstrecken, "money, sir" sagen) eine relativ bewegende show liefern. auf die knie fallen, weinen und laut wehklagen eingeschlossen. alles in allem ein sehr unangenehmer platz.

mal ein bisschen essen: das ist ein thali, das standardgericht und die billigste art, sich zu ernaehren. in seiner bengalischen variante gehoert dazu: reis, frittierte kartoffeln, dhal (linsenbrei), pickles (sauer eingelegtes gemuese), alu (kartoffeln), puri (grosser, frittierter teig-chip) und salat.

wer sagt, dass ein "fried egg" immer ein spiegelei sein muss? im grunde ist es ein frittiertes ei, oder?

der nachtzug fuhr laengs durch westbengalen, immer einen steinwurf von der grenze bangladeshs entfernt und lieferte uns am donnerstag morgen in siliguri, dem drehkreuz des nordostens, ab. die stadt ist touristisch betrachtet vollkommen uninteressant und so liessen wir uns zu einem wahren palast von hotel bringen, wo wir fuer 8 euro den rest des tages entspannten und uebernachteten.

ab und an muss ein wenig luxus sein. rechts gehts auf den balkon, wo man rauchen oder auch reden ans volk halten kann.

nach anfaenglichen schwierigkeiten reisten wir am freitag mit dem sogenannten "toy train" (offiziell darjeeling himalayan railway) weiter nach norden. der zug braucht fuer die 81 kilometer zwar sage und schreibe sechseinhalb stunden; die fahrt ist allerdings ein erlebnis. die winzige lok mitsamt der angehaengten vier waggons kriecht ueber eine 61-cm-schmalspurbahn die steilen haenge des himalaya hinauf - mehr als 2300 hoehenmeter insgesamt, teilt sich die strecke oft mit lkws und jeeps mit dem selben ziel, faehrt ab und an mitten hindurch zwischen den huetten und kleinen haeuschen der einheimischen, oder zwischen strasse und haus oder klo und kueche, und klettert so immer hoeher, hinein in die wolken.

ein bisschen wie im grossen garten: der toy train im bahnhof von siliguri...

...und in voller fahrt (etwa 10-20 km/h).

das schafft sie mithilfe einiger technischer tricks. ab und an gibt es sogenannte "z-reversen", in die der zug einfaehrt, anhaelt, ueber eine weiche rueckwaerts auf das naechste gleis faehrt, um einige meter weiter oben erneut anzuhalten und in seine urspruengliche richtung weiterzufahren. das war jetzt vermutlich wenig verstaendlich, also stellt euch das ganze halt wie ein Z vor. hat den vorteil, dass man keine kurven bauen muss, fuer die an den haengen und auf den schmalen bergkaemmen ohnehin kein platz ist. eine andere meisterleistung sind die drei schleifen, in denen sich der zug praktisch den berg hinaufschraubt, indem die bahn sich selbst ueberquert.

eine z-reverse. der zug kommt von unten (links), faehrt hinter die weiche und weiter gehts nach oben (rechts).

und eine der schleifen, in denen sich die strecke selbst ueberquert.

die atemberaubenden aussichten in die schluchten und taeler der hiesigen hills ("berg" sagt man erst ab etwa 5000 meter) machten die reise bis etwa 1800 meter hoehe zu einem echten erlebnis. danach fuhren wir in die wolken hinein, es wurde deutlich kaelter, die sichtweite sank auf ein minimum und zu allem uebel flohen die muecken in scharen vor der kaelte in unseren zug.

im bahnhof von ghum (2300 m).

links und rechts der strecke wehte an fast allen haeusern, geschaeften etc. die gruen-weiss-gelbe flagge des gorkhalandes, und die strasse war gesaeumt mit politischen slogans - "we want gorkhaland", "our solution is separation", "gorkhaland is our birthright" usw. die gorkhaland-aktivisten fordern einen eigenen bundesstaat fuer die nepalesische bevoelkerung dieser region, die bis jetzt zu westbengalen gehoert. gelegentlich legen streiks der aktivisten das oeffentliche leben rund um darjeeling und kalimpong lahm. alles in allem ist der protest jedoch heutzutage friedlicher als noch vor ein paar jahren, als einige gorkhas mit waffengewalt fuer ihre sache eintraten.

"unser kampf fuer unsere identitaet..." - die probleme sind ueberall auf der welt die gleichen.

in darjeeling, der groessten und bekanntesten der alten britischen "hill stations", versuchen wir uns nun wieder an kaelte zu gewoehnen. wir haben eins von zwei bewohnten zimmern im vierstoeckigen hotel, unsere fenster sind so gut wie es geht mit decken verhangen, der halogen-heizer laeuft die nacht durch und haelt die temperatur so bei etwa 15 grad. und vom balkon aus haben wir theoretisch einen grandiosen blick auf die umliegende bergwelt inkl. des dritthoechsten gipfels dieser welt, der kanchenjunga (frei uebersetzt: fuenfspitziger schneepalast).

leider sind vorueberwabernde nebelschwaden das einzige, was wir sehen. ab und an dringt vom glockenturm im zentrum, 100m weiter unten, die beruehmte melodie des big ben zu uns herauf und erinnert daran, das darjeeling noch immer eine der letzten festungen britisch-indiens und des weiteren schon wieder eine stunde vergangen ist. zum ersteren traegt der beruehmte tee, der an beinahe allen haengen der umgebung angebaut wird, natuerlich seinen teil bei. gelegentlich bekommt man sogar sein mittagessen auf tellern, die aus zusammengeklebten teeblaettern bestehen. sehr umweltfreundlich und ressourcenschonend.

darjeeling ist an sich keine schoene stadt. nur das panorama lohnt sich, wenn mans denn sieht.

und heute morgen, kurz nach halb sieben, gab sich die goettin dann doch einmal die ehre und liess ihre verschneiten gipfel kaum sichtbar wie eine wolke hoch am nordhimmel schwebend ueber darjeeling blicken. kurz darauf war sie zwar wieder verschwunden, aber ihr kurzer, etwas geisterhafter auftritt hat das fruehaufstehen allemal gerechtfertigt. und so warten wir hier, in den wolken, auf besseres wetter und trinken derweil. tee natuerlich.

bis bald!

21.2.10

die spur der steine

TOLL: Diesmal mit mehr Bildern, weniger Text und garantiert nicht jugendfrei!

hallo zusammen! die letzten zwei wochen hatten ein ganzes stueck weges nach norden und jede menge steine und weltkulturerbe in sich. letzte woche weilten wir in mamallapuram, einem kleinen doerfchen an der tamilischen kueste suedlich von chennai, dessen felsreliefs und hoehlentempel den ort zu einem wahren pilgerziel fuer in- und auslaendische besucher gemacht haben. dementsprechend touristisch ist es dann auch gewesen, allerdings trotzdem sehr gemuetlich, weswegen wir auch gleich ne ganze woche dort blieben.

urlaub im weltkulturerbe.

wir haben einige wirklich interessante andere reisende getroffen, darunter drei berliner freundinnen, die uns bescheinigten, "doch eigentlich ganz normal auszusehen" (nach einem missverstaendnis hatten sie geglaubt, wir wuerden von ashram zu ashram reisen). ausserdem karin, eine deutschlehrerin aus holland, die fuer ein jahr ihren job hingeschmissen hat, um durch asien zu reisen und von sumatra, burma und thailand erzaehlte.

lenka, leuchtturm, links das meer.

ausserdem sorgte die einzige espresso-maschine der region bei uns fuer eine voellig schlaflose nacht. nie gedacht, dass ein kaffee am nachmittag wirklich bis zum naechsten morgen wachhalten kann. aber nach drei monaten entzug ist das auch kein wunder.

zwischen den felsen herrscht wildnis.

auch mamallapuram wurde 2004 vom tsunami heimgesucht; gluecklicherweise befinden sich aber am strand vorwiegend zwei- bis dreistoeckige hotels, die die welle abfingen. so blieben die einheimischen einigermassen verschont. an der uferbefestigung sind allerdings noch immer einige spuren der verwuestung zu sehen.

stairway to heaven.

eines vormittags fuhren wir mit dem lokalbus zur nahegelegenen crocodile bank, einer zuchtstation fuer krokodile, schildkroeten, schlangen etc., die in den 70ern eingerichtet wurde und die aufgabe hat, die knappen bestaende in den indischen nationalparks wieder aufzufuellen. und so konnten wir dort hunderte krokodile unter freiem himmel erleben - das schlangenhaus hatte leider gerade mittagspause.

krokodile. hunderte krokodile.

das gefaehrlichste tier der welt - gleich hinter der tuer.

auf den felsen, die das eigentliche kulturerbe von mamallapuram bilden, finden sich jahrhundertealte, in den stein gehauene reliefs; teilweise wurden felsen ausgehoehlt und tempel hineingeschlagen. heutzutage ist das ganze eine art grosser freizeitpark fuer inder, auch zahlreiche junge paerchen verstecken sich in den bueschen und waeldchen ringsum - um haendchen zu halten, versteht sich.

immer noch in tamil nadu - der chief minister in mamallapuram.

letzten mittwoch verliessen wir dann die kueste vorerst, um ueber chennai - die etwas chaotische und mit statuen tamilischer groessen zugestellte hauptstadt - zunaechst mal nach bangalore, ehemalige IT-metropole und zentrum von karnataka zu gelangen. eine ausgedehnte rikschafahrt durch die fuenft- und ein abendessen in der viertgroessten stadt des landes machten sich recht schnell durch brennende augen und hustenreiz bemerkbar. schnell weg. der nachtzug brachte uns weiter nach norden, an das ufer des tungabhadra-flusses. hier kauert das kleine doerfchen hampi in einer unwirklichen geroellwueste aus riesigen, roetlichen felsen, die zu beeindruckenden bergen aufgetuermt sind.

denkmalschutz in hampi - die ruinen werden integriert.


allein das ist allerdings nicht der grund, warum die einwohnerschaft des dorfes heute mindestens zur haelfte aus travellern besteht, die oft fuer mehrere wochen dableiben. in der umgebung des ortes finden sich ueber ein grosses areal verteilt die ruinen und tempel der alten koenigsstadt vijayanagar ("stadt des sieges"), die wohl bis zu ihrer zerstoerung durch muslimische armeen aus dem norden im 16. jahrhundert mehrere 100.000 einwohner hatte. heute zaehlen die ueberreste dieser verschwundenen grossstadt - darunter palaeste, elefantenstaelle, zahlreiche tempel, eine zerstoerte bruecke etc. - ebenfalls zum unesco-weltkulturerbe.

der tungabhadra schlaengelt sich durch die mondlandschaft.

bluehender bananenbaum.

die groesse des gebietes und die tatsache, dass beinahe alles frei zugaenglich ist, erklaert vielleicht, warum wir kurz darueber nachdachten, einfach bis maerz hierzubleiben. leider haben wir nur fuenf tage. aber die nutzten wir dafuer, um in verfallenen tempeln bzw. auf oder "in" den felshaufen, die hier die berge sind, herumzuklettern oder unten am fluss zu sitzen und zu lesen. im tempel-hof im zentrum der geisterstadt auf halb verwitterten treppenstufen oder auf einem der huegel sitzend, von absoluter stille (abgesehen von zwitschernden voegeln und ein paar affen) umgeben, stellt man sich auf einmal die frage, ob das alles ist, was von der menschheit mal bleibt. von staedten, die mal das pulsierende zentrum ihres landes waren, und deren verlassene tempel heute langsam von der zeit zerfressen und von der vegetation bedeckt werden. wenns so sein sollte, ist es nachher zumindest schoen fuer die, dies noch erleben duerfen. aber genug der philosophie, ganz praktisch betrachtet, war es nach langer zeit einfach mal wieder schoen, ruhe zu erleben. eines der kostbarsten gueter dieses landes.

korbboot auf dem tungabhadra.

reisfeld.

am anderen flussufer, zu erreichen durch eine kleine faehre oder schwimmend, stehen die kleinen haeuschen, die israelische siedler hier in den letzten jahrzehnten erbaut haben. und so sind in hampi auch baertige maenner mit kippa keine seltenheit. die einheimischen von der "alten seite" sind den neuankoemmlingen von drueben gegenueber allerdings eher skeptisch.

am jordan von hampi (israelische seite).

waschtag am fluss.

im grossen tempel von hampi statteten wir am letzten tag noch dem tempelelefanten lakshmi einen besuch ab, der seine gaeste gegen ein geringes entgelt (was man ihm gibt und er an seinen schatzmeister weiterreicht) mit dem ruessel segnet. am selben abend erfuhren wir vom terroranschlag auf die german bakery in pune, bei dem 9 menschen getoetet wurden. wie sich spaeter herausstellte, wurden vier verdaechtige ein paar tage spaeter gar nicht weit von hampi festgenommen.

idylle.

am montag abend verliessen wir diesen ort, der perfekt fuer einen laengeren aufenthalt geeignet waere, schon wieder und begaben uns in richtung nordosten, nach hyderabad. die hauptstadt des staats andhra pradesh, der gerade am auseinanderfallen ist (diesen prozess bekommen wir seit wochen aus den zeitungen mit), ist eines der wichtigsten islamischen zentren indiens. ehemals sitz eines unabhaengigen fuerstentums, das grosse teile des mittleren suedens beherrschte, schickte nehru, der erste premier des freien indiens, seine armee, um den fuersten endgueltig davon zu ueberzeugen, sich indien und nicht pakistan anzuschliessen. heute will hyderabad wieder unabhaengig sein, allerdings nur von dem staat, dessen hauptstadt es ist. die gespraeche in delhi laufen.

strassenszene in hyderabad.

in den strassen der stadt sieht man viele verschleierte frauen, weniger kuehe als anderswo und an jeder ecke ein minarett und die anliegende moschee. allerdings gibt es auch einige hindus, und es sind uns mehrmals gruppen von frauen begegnet, von denen manche im sari und andere im tschador (dem schwarzen umhang mit kopftuch) gekleidet waren. auch das hyderabadische essen mischt die unterschiedlichen einfluesse von nord- und suedindischer kueche. gesprochen wird hier vorwiegend urdu, eine sprache, die dem hindi sehr aehnlich ist, allerdings ueber viele persische worte verfuegt und mit arabischen schriftzeichen dargestellt wird.

viersprachiges und -schriftiges bahnhofsschild (telugu, hindi, englisch, urdu).

der "vierturm" thront ueber der stadt.

die hauptattraktion in der innenstadt ist der sogenannte "charminar" (char=vier, minar=turm), eine art islamischer triumphbogen, der getreu seinem namen von vier minaretten gekroent wird und einen ausblick ueber die stadt bietet. gleich daneben befindet sich die mekka-moschee, eine der groessten in indien, die man aber als unglaeubiger nicht betreten darf. und als christin erst recht nicht.

islamische impressionen.

nach dem zwischenstopp in der grossstadt ging es am mittwoch morgen weiter - durch die weiten und meist trockenen ebenen von andhra pradesh (dem "grossen" land), die gelegentlich mal von einem leeren flussbett oder aber von einzelnen gruenen reisfeldern unterbrochen werden - zurueck an die ostkueste.


unser weg nach kalkutta fuehrte uns durch den bundesstaat orissa - angeblich einen der aermsten - wo wir einen dreitaegigen zwischenstopp am beruehmten sonnentempel von konarak (weltkulturerbe!) einlegten. beruehmt ist der deswegen, weil er erst im 19. jahrhundert von den briten unter einer sandduene entdeckt wurde, woraufhin man mit ausgrabungen und restaurierung begann und ihn der oeffentlichkeit zugaenglich machte. dieser umstand brachte ein paar besonderheiten mit sich.

die sonnenpyramide von konarak.

das symbol des tempels - im verkauf aus plaste oder holz, gerne auch als ohrring.

die jahrhundertelange tarnung (der bau stammt aus dem 14. jhd.) sorgte vor allem dafuer, dass die zahlreichen erotischen reliefs nicht dem bildersturm der muslime oder der sich offensichtlich allmaehlich verschaerfenden pruederie der hindus zum opfer gefallen sind. und in einem land, in dem jeder tempel mit dutzenden barbusiger parvatis und lakshmis aufwarten kann, muss es schon zur sache gehen, um einen unesco-titel zu erhalten. und so ist konarak neben khajuraho, das wir auf dem heimweg noch besuchen werden, der einzige ort in indien, wo man sich noch einen eindruck davon verschaffen kann, was die hindus vor 700 jahren unter sakraler kunst verstanden. die zahlreichen indischen touristen, die den ort besonders am wochenende heimsuchen, bekommen davon leider eher wenig mit. sie hetzen - wie fast ueberall - einfach vorbei. wir vermuten, dass sie von ihren tour-veranstaltern zu wenig zeit bekommen. zum glueck haben wir keinen.

moral damals...

...und heute. in indien wird nicht nach romantischen bekanntschaften oder einfach partnern gesucht, sondern natuerlich nur nach braeuten und braeutigammen. aber in der selben kaste muessen sie schon sein. ach ja, und aus dem selben landesteil.

kurz vor unserer abfahrt sassen wir heute morgen noch mit andrzej aus hamburg (der sich freute, dass wir aus dem "slawischen deutschland" kommen) und einer hollaenderin am chai-stand. sie hat in china studiert und arbeitet seit ein paar jahren als tour-guide in sued- und ostasien. ihre touristen (die meisten jenseits der 60) hatten im gegensatz zu den indern zweieinhalb stunden, die sie zur erholung nutzte.

konarak hat auch andere schoene arbeiten zu bieten.

jetzt sitzen wir in puri, einem der wichtigsten pilgerorte indiens und der letzten kuestenstadt unserer reise, im internet-cafe und vertreiben uns die zeit bis zur abfahrt unseres nachtzuges nach kalkutta, wo wir morgen frueh ankommen. demnaechst auf diesem kanal: neues aus bengalen, sikkim und varanasi. bis dann!