30.11.09

rajasthan I - windpalast und wuestenschiff

namaste! wir sind auf unserer reise nun also in rajasthan, im westen des landes, angekommen. die provinz wurde nach der unabhaengigkeit aus zahlreichen kleinen und mittelgrossen fuerstentuemern gebildet und hat deswegen heute viele ehemalige "hauptstaedte", die ueber schicke altstaedte und pompoese palaeste oder festungen verfuegen. deswegen ist rajasthan auch der mit abstand am haeufigsten besuchte staat indiens.

eine dieser staedte, und auch die heutige hauptstadt des bundesstaates, ist jaipur, mittlerweile eine 2,5-mio-einwohner-metropole mit allen problemen, die hiesige staedte so haben. also laerm, dreck und chaos. hier kamen wir letzte woche montag zur besten mittagshitze mit dem nachtzug an. zum glueck sind wir wieder einmal der empfehlung unseres loose-reisefuehrers gefolgt und im gasthaus "devi niwas" eingekehrt. das liegt in einer ruhigeren seitenstrasse und verfuegt ueber einen schattigen, gemuetlichen hof und ne eigene kueche. wir hatten also eine oase inmitten der turbulenten millionenstadt. haveli nennt man sowas uebrigens.


wie so ein hotelzimmer aussieht. das hier fuer 6 euro die nacht.

am dienstag schlenderten wir durch die "rosarote stadt", die altstadt von jaipur. "alt" ist hier relativ: der ort wurde erst anfang des 18. jahrhunderts von jai singh als seine neue residenz gegruendet. da der raja nicht nur reich, sondern auch klug war, liess er neben einem dutzend palaesten auch ein grosses steinernes astro-observatorium errichten. und so stehen heute mitten in jaipur aus sandstein gehauene messinstrumente - das groesste ueber 20 meter hoch - mit denen man den stand verschiedener himmelskoerper, das aktuelle tierkreiszeichen, die genaue sonnenzeit und noch vieles mehr ermitteln kann. angeblich sollen sich sogar voraussagen ueber die dauer und staerke des monsuns ablesen lassen. die hochwissenschaftliche atmosphaere wird etwas getruebt durch die touristenhorden, die vor dem portal aus klimatisierten bussen gekippt werden.

steinernes observatorium.

ein weiteres "highlight" ist - wie uns vorher schon vielfach versichert wurde - der sogenannte "palast der winde" ein paar hundert meter weiter. dieser palast ist eigentlich mehr eine prachtvolle kulisse, denn das reich verzierte bauwerk ist zwar von der strasse aus beeindruckend, jedoch nicht breiter als vier meter. und so hatte es auch nur einen sinn - naemlich den einer tribuene fuer die damen des hofes, die bei den auf der prachtstrasse vorm tor vorbeiziehenden paraden nicht anwesend sein durften. also hockten sie hinter ihren fensterchen im windpalast, um ihren fuersten, seine krieger, elefanten usw. zu begutachten.

der palast der winde.

abends begaben wir uns in das "raj mandir", das groesste kino im ort. von aussen modern und durchaus annehmbar gestaltet, erschlug uns im riesigen foyer ein arrangement aus gigantischen marshmallow-saeulen, pastell-rosa waenden und vielen kleinen laempchen. der saal selber war ebenfalls grosszuegig gestaltet - platz fuer 1500 zuschauer - aber eben von der gesamtwirkung ungefaehr so wie eine rosagruene sahnetorte. inder scheinen sowas allerdings zu moegen. denn auch der film, der dann lief (den namen hab ich vergessen) war aehnlich kitschig. die idee zum kinobesuch hatte uebrigens peter aus niedersachsen, den wir in unserem gasthaus kennengelernt hatten. im film ging es um einen lustigen typen, der das schoenste maedchen im ort haben wollte, aber nicht durfte, und sie wollte auch, aber durfte auch nicht, und dann, als beide durften, wollten sie nicht mehr. am ende haben sie jedenfalls trotzdem geheiratet. oder so aehnlich - bollywood eben.

von dem "rosarot", dass anlaesslich eines koeniglich-englischen besuches in den 1870ern an die haueser gepinselt wurde, ist uebrigens kaum noch was zu sehen. aber jede rajasthanische stadt braucht halt ihre farbe, fuer die touris.

strassenszene mit kamel.

donnerstag abend verliessen wir jaipur und fuhren mit einem nachtzug voller soldaten und offiziere in richtung westen. als es freitag frueh hell wurde, war die landschaft bereits sandiger und die fahrgaeste weniger geworden. eigentlich nur noch soldaten und wir. ein soldat meinte, das sei kein wunder, schliesslich gaebe es da, wo der zug hinfaehrt, sowieso nur sand. und davon viel zu viel.

freitag mittag stiegen wir also in jaisalmer, einer kleinen wuestenstadt am ende der eisenbahn, aus. die soldaten hatten den zug bereits 50 km vorher an einem grossen militaerstuetzpunkt verlassen. entgegen aller vorsichtsregeln gingen wir auf das angebot eines "schleppers" im zug ein, sein "new guesthouse" doch einmal zu besuchen. das stellte sich als kein fehler heraus und so wohnen wir jetzt im "hotel bhawana" direkt im stadtzentrum, mit bad, ventilator und balkon fuer 3,50 euro die nacht. manchmal sollte man also den rat des reisefuehrers ignorieren.


jaisalmer hat etwa 70.000 einwohner und wird von seiner weithin sichtbaren sandsteinernen festung ueberragt. daher traegt es auch den beinamen "goldene stadt". das fort mit seinen 99 basteien und tuermen ist fast 850 jahre alt und ziemlich umfangreich. all das - die gemuetliche groesse, die lange geschichte, der wenige verkehr - geben jaisalmer das, was jaipur nicht hat. und deswegen bleiben wir gleich fuer eine woche hier.

ein stueck der festung von jaisalmer.

um den vielen gespraechsanbandelungen der strassenverkaeufer ("shopping is good for health") aus dem weg zu gehen, haben wir uns auch ein neues home country zugelegt, naemlich "poland". hat den vorteil, dass die inder nix ueber polen wissen, keine fussballer und auch keine automarken oder cousins haben, die dort studieren. wirkt allerdings nicht immer. ein besonders eifriger liess uns trotzdem wissen, dass seine besten freunde polen sind, aber leider in letzter zeit nur noch wenige kommen.


mir gehts gut - noch.


gestern begaben wir uns gemeinsam mit drei japanern und vier einheimischen wuestenbewohnern auf einen kamelausflug durch die wueste. dass muss man allein schon gemacht haben, weil das alle traveller hier machen. wir starteten am sonntag um 8 von jaisalmer und nach ein paar kilometern mit dem jeep warteten in einem kleinen wuestendorf insgesamt sechs kamele auf uns.


kameltreiber aus bautzen.

wir stiegen auf und ritten los. reiten ist vielleicht zuviel gesagt, eigentlich muss man sich nur festhalten. aber trotzdem. die dinger schaukeln manchmal ganz schoen, vor allem bergab. waehrend mein kamel ein ganz liebes, genuegsames war, stellte sich bald heraus, dass lenkas tier gerne eigene wege geht. zumindest ging es fast die ganze zeit vorneweg (bis es den weg nicht mehr wusste) und blieb danach bei jedem strauch stehen, um daran zu knabbern.


sorbische wuestenprinzessin.

nach 20 kilometern einoede, steinen, felsen, kieseln und sand, einem auf dem feuer gekochten mittagessen und einer laengeren trinkpause fuer die kamele erreichten wir gegen fuenf unser tagesziel - die sandduenen. waehrend unsere wuestenfuehrer (ich nenne sie ungern kameltreiber) im licht der untergehenden sonne das mitgebrachte huhn koepften und sich an die zubereitung des abendbrotes machten, rannten wir durch den sand.

duenen.

nach einbruch der dunkelheit wurde das lagerfeuer entzuendet und wir sassen zusammen noch eine weile drumherum. aufgrund der muedigkeit, schmerzender beine und mitgebrachter bhang-kekse* krochen wir schon bald in den schlafsack. nachdem der mond untergegangen war (muss wohl so um vier gewesen sein, ich war kurz wach), bot sich ein wahnsinniger sternenhimmel, den ich so noch nicht gesehen habe. ehrlich nicht. war ja auch ganz dunkel. lenka hat ihn verschlafen.


sonnenuntergang.

heute frueh um sechs wurden wir von einem kraeftigen schnurpsen geweckt - eines der kamele war wach geworden und machte sich am strauch neben unserem nachtlager zu schaffen. kurz danach war auch die sonne da und es gab fruehstueck - in der wueste gewoehnt man sich halt andere tagesrhythmen an. dann sind wir noch drei stunden geritten und nach dem mittagessen - dhal mit frisch gebackenem chapati (fladenbrot) holte uns der jeep wieder ab.

ne kamelsafari ist ne schoene erfahrung - schon mal wegen den tieren, die ziemlich lustig aussehen, aber viel pupsen - aber laenger als zwei tage, nein danke. wer den grund nicht kennt, muss vielleicht mal den flori fragen. es soll tatsaechlich auch zwei-wochen-trips geben, wobei wir nicht wissen, wie man das aushalten soll. egal - wueste fetzt.

gruesse nach hause und eine schoene woche!
l+j


*mit bhang hat es folgendes auf sich: wie wir schon wissen, werden die blueten der hanfpflanze als charas bezeichnet. das ist in indien illegal, ausser man ist ein sadhu und braucht es fuer sein spirituelles ueberleben. bhang dagegen bezeichnet eine mischung aus blaettern und blueten, die zwar auch ganz schoen reinhaut, aber erlaubt ist. und zwar, weil angeblich shiva bhang zu sich nimmt. oder genommen hat. und so gibt es bhang in staatlich geprueften shops zu kaufen. zum rauchen, in lassis oder eben in keksen.

21.11.09

himalaya zum anfassen...

hallo miteinander! zunaechst: es gibt maoistische terroristen in indien, sie haben einen zug im osten entgleisen lassen und sind in fast allen provinzen irgendwie aktiv. das aber nur in den gegenden, in die wir sowieso niemals kommen werden. also kein grund zur sorge, falls diese nachrichten ueberhaupt bis nach deutschland vorgedrungen sind.

in den letzten tagen haben wir das schoene wetter genutzt, um ein bisschen in der gegend herumzustromern. unterhalb von mcleodganj gibt es ein zu dieser jahreszeit recht trockenes, felsiges flussbett, auf dessen beiden seiten man wunderbar herumkraxeln kann. gemeinsam mit kuehen, affen und ziegen. sowie ein paar einheimischen. der regen, der am letzten wochenende zu boden fiel, kam in den bergen natuerlich als eine menge schnee herunter, was die aussichten noch verlockender machte. allerdings haben wir ja kein kletterzeugs dabei. und ausserdem stehn wir immer viel zu spaet auf. egal.

schneeberg.

aber auch wer spaet losgeht, kann interessante sachen entdecken. so kamen wir vor ein paar tagen eben am rand dieses kleinen fluesschens zu einem riesigen felsen, unter dem sich ein sadhu ein kleines haeuschen gebaut hatte. er war zufaellig gerade nicht holz sammeln, sondern zuhause und lud uns auf eine tasse chai ein. wir wurden direkt seinen drei mitbewohnern, naemlich der ziege suki ("freitag", wie bei robinson) und den hunden "tiger" und "jah" vorgestellt. waehrend der chai auf einem kleinen feuer vor sich hin koechelte, erzaehlte uns der einsiedler ein bisschen was aus seinem leben. zum beispiel, dass ihn jedes jahr ein deutscher besucht, der ihm dieses mal einen tollen schlafsack und fuenfzig euro dagelassen hat. oder dass sein guru, zu dem er vor 25 jahren unter den stein gezogen war, draussen vor der tuer begraben liegt. oder, dass die kombination von charas (gras) und alkohol nicht gut ist.

einheimisches bergreh. hinten rechts der felsen, unter dem der sadhu wohnt.

und ueberhaupt sollte man charas auch nur zwei, drei mal in der woche rauchen. naemlich, wenn es einen besonderen anlass gibt. er hielt unseren besuch fuer einen solchen, und fing an, seine chillum zu stopfen. kichernd warnte er uns vor den polizisten und anderen schlechten menschen, die sich in den doerfern und in mcleod herumtreiben und nach gras suchen. mit denen soll man sich nicht anlegen. um seine gastfreundschaft zu wuerdigen und ihn nicht zu enttaeuschen, rauchten wir also dann die friedenspfeife - nach einer danksagung an shiva, und natuerlich nur die maenner. er begann von seiner kindheit in orissa zu erzaehlen, wie er schon als kleiner junge arbeiten musste und irgendwann hierher, in die vorgebirge des himalaya kam. wie er dann in den taelern herumzog und schliesslich dem guru unter dem felsen begegnete. er zeigte uns seine muskeln, vom vielen holz tragen im herbst. und ausserdem gab er uns die erkenntnis, dass shiva, kali, allah und "isa manni" (jesus) ja doch eigentlich nur reinkarnationen des einen gottes seien, die zu den menschen gekommen waren. nach anderthalb stunden, als er anfing, sich zu wiederholen, verabschiedeten wir uns im hinblick auf die untergehende sonne und er winkte uns noch nach.

am folgenden tag versuchten wir dann, durch das tal zur schneegrenze zu gelangen, die sich knapp ueber 3100 meter befindet. der weg zog sich oberhalb des flusses teils ueber steiniges gelaende, teils durch dichten dschungel, manchmal auch entlang dicker rohre, die der wasserversorgung der doerfer dienen. schliesslich sassen wir auf einem felsen mitten im fluss fest und sahen kein weiterkommen mehr. leider wurden auch die zwei, drei seitenwege, die wir noch ausprobierten, schon nach kurzer zeit zu kletterpfaden, und da mindestens die haelfte von uns an hoehenangst leidet, mussten wir die wanderung zum gletscher leider weiter verschieben. vielleicht ja auf 2011?

marlen, du hattest recht. das land der roten farbtoene.

auf dem rueckweg legten wir noch eine kleine pause am bhagsu-wasserfall ein, einer kleinen touristenattraktion dieser gegend, allerdings nicht auf der touri-seite (unten), sondern oben. das fuehrte wiederum prompt dazu, dass nun ein paar indische besucher fotos von uns auf dem wasserfall haben. da sind wir ja nicht so. das dorf bhagsu ist uebrigens ein bevorzugtes reiseziel israelischer traveller, einige restaurants und hotels sind sogar zweisprachig englisch-hebraeisch beschriftet.

attraktion. der bhagsu-wasserfall von oben.

gestern haben wir - nach einem ausfuehrlichen fruehstueck mit unseren nachbarn aus bayern auf der dachterasse - noch einen spaziergang zum "dal lake", dem "heiligen see" beim tibetischen kinderdorf, gemacht. das kinderdorf wurde irgendwann in den 60ern fuer die kinder der tibetischen fluechtlinge in dharamsala und umgebung gegruendet und bietet denen und auch waisenkindern oder jenen, deren eltern in tibet bleiben mussten, eine ordentliche schulbildung in allem, was so wichtig ist (mathe, musik, tibetisch). der ganze komplex ist relativ gross, liegt etwas ausserhalb im wald und besteht aus den wohn- und schulgebaeuden, ein paar spielplaetzen und spielfeldern und einigen kleinen laeden. alles natuerlich mit schoenem blick auf die verschneiten berge.

Im Tibetan Children's Village

der heilige see selber entpuppte sich leider als reinfall, ganz einfach deswegen weil er gerade entschlammt wird und dafuer natuerlich abgelassen ist. daher gibts auch kein foto, das wuerde euch nur einen falschen eindruck verschaffen und am ende noch von einer reise hierher abhalten. wir haben das uebrigens mal durchgerechnet: ein dreiwoechiger urlaub zu zweit kostet (inklusive flug und so) hier im himalaya weniger als drei wochen in den alpen. schoen, oder?

so sieht die wasserversorgung von mcleodganj aus.

abends haben wir uns dann fuer drei euro insgesamt in "nicks italian kitchen" (nick heisst eigentlich tenzing und ist tibeter) den bauch mit pasta, momos (teigbaellchen mit fuellung), suppen und knoblauchbrot vollgeschlagen, sodass wir nicht mehr schlafen konnten.

heute war unser letzter tag in mcleodganj; morgen vormittag gehts erstmal wieder zurueck nach amritsar und von dort aus mit dem nachtzug nach jaipur in rajasthan. dass wir ein bisschen traurig darueber sind, diesen schoenen ort verlassen zu muessen, wird durch die immer weiter sinkenden temperaturen und die prophezeiung unseres sadhus ("dieses jahr wirds mal wieder schneien") gelindert.

alsdann, einen schoenen sonntag und bis bald!

17.11.09

ein bisschen dharamsala...


...und wir kaufen auch keine mehr.

am freitag hats den ganzen tag geregnet, deswegen wars bis gestern neblig.

blick von unserer bevorzugten dachterasse.

schlecht gemachte kopien.

erkannt? ja, ich bins (1.v.l.)

"sonnenuntergang". sonne unten links.

affenmama und affenkind.

so, text gibts spaeter wieder. danke fuer die glueckwuensche und bleibt gesund!

l+j

12.11.09

nachtzug, goldener tempel und himalaya

namaste! in haridwar stiegen wir also montag abend in den nachtzug, genauer den "dehradun-amritsar-express". so ein indischer schlafwagen ist was einigermassen schoenes. sechs betten pro abteil, jeweils drei uebereinander, das reservierungssystem funktioniert, die mitreisenden sind freundlich (und neugierig) und nachts kann man sogar schlafen. erstaunlicherweise kein laerm und keine naechtlichen besucher, die einem was verkaufen wollen.

am dienstag kamen wir frueh in amritsar im punjab - dem "fuenfstromland (pandsch = fuenf) - an, dem geistlichen zentrum der sikhs, 20 km von der pakistanischen grenze. der sikhismus ist im punjab die vorherrschende religion und geht im unterschied zum hinduismus von einer einzigen gottheit aus.

wir bezogen unser einfaches hotel, unguenstigerweise an einer hauptstrasse gelegen. aber ueberhaupt ist amritsar eine ziemlich laute, geschaeftige stadt. die innenstadt ist ein gewirr aus kleinen gaesschen, in denen man von der dhaba (einem imbiss) ueber ramschlaeden bis hin zu motorradwerkstaetten und "zahnaerzten" alles findet.


goldener tempel in amritsar.

uns war aber eher nach einem besuch des goldenen tempels, denn nur deswegen hatten wir hier station gemacht. das hoechste heiligtum der sikhs hebt sich insofern vom rest der stadt ab, als dass es ziemlich still ist. der tempelhof besteht aus einem grossen, rechteckigen becken, in dessen mitte sich der eigentliche tempel, der von innen und aussen mit gold verkleidet ist, befindet. hier wird von geistlichen rund um die uhr aus dem heiligen buch der sikhs - das lustigerweise auch der "anfuehrer" der religion ist - gelesen. ueberdies kann man im tempel kostenlos im schlafsaal uebernachten. das allerheiligste ist nicht verschlossen, sondern vielmehr fuer angehoerige aller religionen zugaenglich, sofern man ein paar regeln beachtet (schuhe aus, kopf bedecken, fuesse waschen). auch das zeigt, dass die sikhs ziemlich tolerant sind - kasten gibts hier auch keine.



am rand des beckens trafen wir auf eine europaeische besucherin, die sich - in ein blaues tuch gehuellt - setzte und anschliessend probierte, in trance zu versinken. zumindest ihrem gesichtsausdruck nach zu urteilen. das gelang ihr nur schwer, da sich sofort eine horde besorgter inder und -innen einfand, die sie fragten, ob es ihr wirklich gut ginge ;) daher verzichten wir weiterhin auf selbstfindung. indien ist eben kein spirituelles wunderland.



am naechsten morgen waren wir bereits halb sieben auf dem bahnhof, um tickets fuer den zug richtung gebirge zu kaufen. leider gabs den 7:10er allerdings gar nicht, ebensowenig den um 8:10 uhr. so hatten wir genug zeit, viel chai zu trinken und die leute zu beobachten. dass die leute uns beobachten, ist ja ohnehin selbstverstaendlich. darunter waren ein alter, baertiger, bekiffter sikh, der versuchte, sich mit uns auf hindi zu unterhalten; ausserdem ein paar kleine, struppige kinder ohne hosen, die um ein paar rupien bettelten, ein paar andere reisende, und drei jungs, die pausenlos damit beschaeftigt waren, lenka anzustarren.

die zugfahrt mit dem klassenlosen "passenger"-zug war insofern interessant, als dass wir ein paar indische studenten kennenlernten und uns mit ihnen unterhielten. einer hatte gehoert, dass man in deutschland neben fussball auch zigaretten dreht und wollte unbedingt eine probieren. in pathankot, einer kleinen, uninteressanten stadt, die aber als militaerstuetzpunkt an der pakistanischen grenze recht grosse bedeutung hat, stiegen wir in einen bus um. zwei duesenjet rasten ueber uns hinweg in richtung grenze. rechts und links der strasse wurde - wie ueberall - fleissig an neuen highways gebaut. indien scheint im moment ein ganzes autobahnnetz aus dem boden zu stampfen.


ueberall wird gebaut.

so langsam wurden die berge um uns immer hoeher, und die schluchten entlang der strasse immer tiefer. der bus quaelte sich die steigungen hinauf und hielt mehr oder weniger in jeder klitsche an. das system ist einfach, aber gut: wer einsteigen will, winkt; wer raus will, sagt dem busschaffner bescheid. in beiden faellen blaest der in seine trillerpfeife und der fahrer haelt an. nach einigen schluchten und bruecken, affenherden und kricketfeldern am rand kamen dann erstmals schneebedeckte berge am horizont zum vorschein.

und bald waren wir an deren fuss angekommen, naemlich in dharamsala. ein kleinbus brachte uns noch hoeher, auf etwa 2500 meter nach mcleodganj, ehemalige hill station der briten und heute sitz seiner heiligkeit des 14. dalai lama. der gerade nicht da ist. hier, hoch ueber der ebene und an die erste wand des himalaya geklatscht, verbringen wir jetzt ein paar tage, um uns zu erholen und bei bananen-lassis und lecker essen auf dachterassen zu sonnen (im "carpe diem", dass uns israelische reisende in haridwar empfohlen haben).


das "berggluehen", gesehen von unserer dachterasse (unterkunft fuer 3 euro/nacht)

mcleodganj ist ein uebersichtliches bergnest, bestehend aus restaurants, kleinen hotels, imbissbuden, tibetischen laeden, buchgeschaeften, internetcafes und einer bunt gemischten menschenmenge von tibetern und travellern aus aller welt vor der gigantischen kulisse von knapp 5000 meter hohen bergen. tagsueber, wenn die sonne scheint, ist es angenehm warm, nachts jedoch ziemlich frisch. aber wir sind ja vorbereitet.


strassenszene in mcleodganj.


knapp 5000 meter hoch sind die berge in der umgebung.

morgen gehen wir mal ein bisschen in der umgebung wandern. nach dem wochenende gibts dann bestimmt wieder neuigkeiten. bis dahin, free tibet, kauft keine chinesischen produkte und machts gut.

l+j

9.11.09

immer noch haridwar

namaste! wie wir heute morgen live bei cnn gesehen haben, regnets bei euch... hier nicht. wir sind immer noch am "tor gottes", weil es fuer sonntag keine zugplaetze mehr nach amritsar - die goldene stadt der sikhs - gab. dort muessen wir aber hin, um nach dharamsala zu gelangen. der dalai lama ist allerdings grad nicht zu hause, sondern irgendwo im osten unterwegs. die 2,30 euro gelten natuerlich fuer zwei personen und ein (vegetarisches) essen, von dem man einen ganzen tag lang satt bleibt.

ansonsten gibts nicht viel neues, wir haben uns die zeit hier mit einem tempelbesuch aufm berg (viele affen und streifenhoernchen) und erkundungen bezueglich der indischen kueche und der verschiedenen chai-varianten vertrieben. aber es gibt jetzt endlich ein paar bilder! ausserdem haben wir uns insofern eingelebt, dass uns die vielen obdachlosen in den ecken, der gestank ab und an, die zahlreichen strassenverkaeufer und die allgemeine lautstaerke zwischen 5 a.m. und 2 a.m. nicht mehr so sehr stoeren. gehoeren eben dazu.

waeschewiese an einem "zufluss" des ganges.
und: strassenszene mit lenka.


uebrigens sehr interessant zu bemerken, wie man als "andersfarbiger" immer ein bisschen komisch beaeugt wird. das stoert nicht, aber man kanns eben auch nicht abstellen. na ja.
unser zug geht in knapp fuenf stunden, wir sehen uns in dharamsala!















die heiligen stufen am ganges.














blick vom "tempelberg" zu den vorposten des himalaya.


so sehen wir jetzt aus.




















der tempelberg ist voller affen.




















das sonnenrad ist das symbol, das einem am haeufigsten begegnet.














von der anreise: rauchiger morgen in delhi.

6.11.09

delhi und haridwar

mittwoch, 4.11.
nachdem wir um halb vier aufgestanden sind und noch nen letzten neskaffee zu uns genommen haben (danke conny), gings halb acht mit dem flieger erstmal nach london. der pilot war so nett, ne extrarunde ueber die city zu fliegen und so haben wir jetzt auch mal die tower bridge gesehen. die maschine nach delhi war ziemlich gut gefuellt mit langbaertigen maennern und frauen mit punkt (bindi) auf der stirn und landete kurz nach halb zwei a.m. indischer zeit auf dem indira gandhi airport.

donnerstag, 5.11.
die langersehnte zigarette haetten wir uns auch sparen koennen, da delhis smog einem sowieso eine ganz schoene droehnung verpasst. kopfschmerzen inklusive.

nach ein paar stunden in der wartehalle machten wir uns halb sechs mit einem altertuemlichen taxi auf dem weg in die innenstadt. das verschaffte uns gleich mal einen ueberblick ueber die indische verkehrsordnung. gefahren wird normalerweise links, im zweifelsfall aber auch rechts. rot ist auch nur eine farbe wie gelb und gruen und sonst ohne grosse bedeutung. wenn man ueberholt, hupt man. allerdings auch, wenn einem etwas entgegenkommt oder ueberhaupt immer. unser fahrer setzte uns noch im dunkeln am connaught place, dem ziemlich heruntergekommenen herz von new delhi ab. obdachlose neben bankhochhaeusern. aus der ferne das gebell einer hundemeute, und unser erster sonnenaufgang in indien, in romantischem rot gehalten (smog). ein aelterer herr mit turban bot uns ne motorrikscha zum busbahnhof an. dort angekommen, wurden wir mit unseren dicken rucksaecken erstmal zum zielpunkt diverser angebote. taschentuecher, essen, uhren etc. dabei wollten wir nur den bus nach haridwar. erstaunlicherweise wurden wir von einem dreikoepfigen geleitschutz zuegig hingebracht.

so ne busreise mit staatlichen gefaehrten hats in sich. neben der tatsache, dass in delhi an jeder ecke gebaut wird (man aber trotzdem offenbar nicht mit der bevoelkerungszahl mithalten kann) sind die vorhandenen strassen fuer deutsche verhaeltnisse schlecht ausgebaute feldwege und so dauert es erstmal zwei stunden, bis man ansatzweise aus delhi raus ist. zudem hatte der bus geschaetzte fuenfzig jahre aufm buckel und eine sehr schlechte federung (wenn ueberhaupt). auf der haelfte der strecke gabs nach drei stunden eine kurze pause am strassenrand, aus dem fenster waehrend der fahrt diverse tempel, einen affen aufm dach und auch mal zwei lastentragende kamele.

nach sechseinhalb stunden erreichte der bus gegen zwei uhr mittags das staedtchen haridwar. der ort gehoert zu den sieben heiligen staetten des hinduismus, und zwar wegen seiner lage. hier tritt der ganges aus den vorgebirgen des himalaya hinaus in die ebene. nach geschaetzten hundert leuten, die uns eine rikscha und/oder ein hotel anbieten, haben wir die nase voll und checken im "midtown" ein, wo wir an der rezeption einen einigermassen guten preis verhandeln koennen. danach folgen etwa zwanzig stunden erholungsschlaf.
freitag, 6.11.
kurz nach mittag brechen wir zu einem spaziergang durch haridwar auf und kehren erst einmal in eine dhaba, eine kleine schnellkueche am strassenrand ein. hier treffen wir ein italienisches paar, die ersten nicht-inder, die uns begegnen. zum mittag gibts dhal und vegetarische kofta, beides gut gewuerzt und mit reis. nach etwa der haelfte sind wir satt und haben fuer etwa 2,30 euro sehr gut gegessen. um dem gehupe, gerufe und dem allgemeinen chaos etwas zu entkommen, begeben wir uns an die ufertreppen am blauen ganges, der hier sehr schnell vorrueberfliesst und breiter ist, als die elbe in dresden. in der ferne sind die ersten gipfel des himalaya zu sehen.

einige erkenntnisse: angesprochen wird meist nur der "good sir", eigentlich nie seine "wife". und auch fast nur, wenn man mit der kraxe unterwegs ist. ein kurzaermliges t-shirt an lenka erregt aufmerksamkeit und busfahren ist bloed, sogar teurer als mit dem zug.

wir bleiben noch bis sonntag in haridwar und brechen dann in richtung dharamsala, zum dalai lama, auf. phir milenge! (wir werden uns wiedersehen)

ps: ein hoch auf die krise, sie macht indien billig wie nie zuvor.